Pester Lloyd - esti kiadás 1941. május (88. évfolyam, 99-124. szám)

1941-05-01 / 99. szám

2 Mannigfaltige Kritik in London fluch der britische Geheimdienst wird nicht verschont Stockholm, 1. Mai (INB) Die Fragen,' die in England in erster Linie Kritik erregen, erstrecken sich auf weite Gebiete und stehen unterein­ander in keinem Zusammenhänge. Der Londoner Korrespondent von Göteborgs Handels- und Seefahrtzeitung gibt eine Übersicht über diese Punkte, die nach sei­ner'Ansicht auch in der Unterhausdebatte in der nächsten Woche zur Sprache kom­men werden und erwähnt u. a. weniger die Tatsache, daß ein Expeditionsheer nach Griechenland geschickt worden war, als vielmehr die schlechte Ausrüstungsweise als Gegenstand der Kritik. Man habe die Äußerung gehört: „Hätten wir nur 100 Hurricanes gehabt, dann hät­ten ivir den Krieq in Griechenland gewon­nenPresse, Rundfunk und offizielle Spre­cher «würden wegen ihrer honigsüßen Worte in gleicher Weise kritisiert. Auch der britische Geheimdienst werde nicht verschont, der zu lange Zeit ge­braucht habe, um die Stärke der deut­schen Truppen in Libyen zu erfahren. Fer­ner fragt man, aus welchem Grunde die britischen Generale erwartet hätten, daß die deutsche Offensive in Libyen zu einem spä­teren Zeitpunkte beginnen würde. Der Korrespondent erwähnt dann, ame­rikanische Journalisten in London seien verzweifelt darüber, daß kein Material über die Schlacht im •‘Atlantik zu erhalten sei. In den Vereinigten Staaten wisse man nicht genau, wieviele U-Boote versenkt worden seien und wieviele Schiffe England verloren habe. Bei einer größeren Gefahr, die England im Atlantik drohe, würden die breiten Massen in den Vereinigten Staaten auch eine stärkere Bereitschaft zeigen, den Maßnahmen zuzustimmen, die nötig seien, um dieser kritischen Gefahr entgegenzu­­trelen. Als weitere Stimmungszeichen erwähnt der Korrespondent, daß eine christlich­konservative Zeitschrift, wie die National Review gegen den „christlichen Gentleman Franco“ polemisiere. Auch der britische Botschafter in Madrid Sir Samuel Hoare werde erneut angegriffen. Es werde sogar die Frage aufgeworfen, ob Hoare seine diplomatische Tätigkeit auf die Voraus­setzung eines englischen Sieges aufbaue. Man höre die Meinung von Spanienken­nern, daß eine weniger politische Erneue­rung auf dem spanischen Posjen seinerzeit klüger gewesen wäre. Allerdings glaubt man, daß es für England besser sei, wenn Hoare sich in Madrid als in London be­finde. Im Mittelpunkt der Kritik stehe, so be­richtet derKorrespondent schließlich, Lebens­mittelminister Woolton, der allerdings im Unterhaus nicht Rede und Antwort zu ste­hen brauchte, weil er im Oberhaus sitze. Die Lebensmittelpreise seien zwar gesteigert worden, aber man wisse nicht, in welchem Umfang sie noch weiter gesteigert werden könnten. Bei einer längeren Kriegs&'auer werde eine Rationalisierung der Landwirt­schaft sich nicht vermeiden lassen. Auch beklage man sich über die Lebensmittelver­teuerung, die z. B. beim Fisch durch das Fehlen einer Preiskontrolle verursacht wurde. Churchill erwarte anscheinend starke Kritik und' habe deshalb eine Aussprache angesetzt. Allerdings werde das Unterhaus nicht wie nach dem Norwegenfeldzug über den Premierminister zu Gericht sitzen Angriffe von Stuka-Verbänden bei Tobruk Berlin, 30. April (DNB) Im Raum von Tobruk griffen, wie das DNB erfährt, stärkere Verbände von deutschen und italienischen Sturz­kampfflugzeugen im Laufe des 29. April kriegswichtige Ziele an. In mehrfachem Einsatz wurden die Hafenanlagen sowie Befestigungen und Stellungen in und bei Tobruk mit starker Wirkung bombardiert. Ein im Hafen liegendes Handelsschiff von etwa 5000 BRT wurde durch drei Voll­treffer so schwer beschädigt, daß es in fünf Minuten sank. In den Befestigungs­anlagen, Feldstellungen und sonstigen mili­tärischen Zielen, wie beispielsweise an der britischen Funkstation, in Fahrzeugkolon­nen und Ansammlungen von Panzerwagen erzielten die angreifenden Stuka-Verbände zahlreiche schwere Treffer. Zahlreiche Brände und Explosionen deuteten überall über die vernichtende Wirkung der deut­schen Luftangriffe. (MTI) kung der amerikanischen Flottenkräfte auf diesem Weltmeere erfordern, wäh­rend der japanische Angriff gegen Singapore eine gleichzeitige Verstär­kung dér fernöstlichen Flotteneinheiten der USA erheischen würde. Bei allen diesen Fragen ist die Zeit ein äußerst kostbares Element, denn Amerikas Flottenbauten werden mit fieberhafter Eile beschleunigt, allein an Kriegsschiffen befinden sich etwa 400 Einheiten im Bau und in jedem halben Jahr soll das Potential der ame­rikanischen Flotte nach den Plänen wesentlich steigen. Daher wäre es be­greiflich, wenn die japanische Flotte, die sich jetzt ungefähr auf dem Höhe­punkt ihres Potentials befinden dürfte, den großen Vorstoß nach dem Süden — wenn dieser überhaupt unternom­men werden soll — jetzt und nicht in einem späteren Zeitpunkt unterneh­men würde. Für eine solche Strategie würde auch der Umstand sprechen, daß Japans Armee in China — ungefähr eine Mil­lion Mann — einstweilen bloß etwa ein Viertel des chinesischen Territoriums besetzt hält und die Eroberung ganz Chinas weitere große Truppenver­­verschiebungen und deren Verteilung in vielerlei vitalen strategischen Rich­tungen — nach Schansi, nach Tung­­kuan, nach dem Han-Tale — erfordern würde und die Eroberung des gebirgi­gen Inneren Chinas eine militärische Aufgabe von gigantischen' Dimensionen wäre. Die Aktion gegen Singapore würde dagegen den Einsatz, wenn auch sehr starker Landkräfte, so doch ge­gen ein konzentriertes militärisches Ziel bedeuten* also eine Aktion, wie sie die Japaner schon oft in ihrer Ge­schichte erfolgreich durchgeführt ha­ben. Das große Fragezeichen der Welt­strategie ist, ob die Japaner diesen Vor­stoß unternehmen und wenn ja, ob es zu der großen Flottenauseinander­setzung im Fernen Osten kommt, die zusammen mit der Schlacht auf dem Atlantik zur entscheidenden Flotten­aktion dieses Weltkriegs werden kann. PESTEK LLOYD DONNERSTAG, 1. MAI 1941 Neuerliche britische Flugzeugveriuste Berlin, 30. April (DNB) Die britischen Flugzeugverluste, die bei den Kampfhandlungen in der Nacht zum 30. April eintraten, erhöhen sich, wie aus nachträglichen Meldungen hervorgeht, um drei weitere Bomben­flugzeuge. Einem der leichten deutschen Kampfflugzeuge gelang es, auf zwei feindlichen Flugplätzen sechs britische Bomber durch Volltreffer und durch Bordwaffen zu vernichten, während in einer ersten Meldung nur von vier am Boden zerstörten Flugzeugen die Rede war. Ferner schoß ein deutsches Minensuchboot vor dér norwegischen Küste noch einen britischen Bomber vom Muster Bristol- Blenheim ab. (MTI) Serienweise Versenkung englischer Schiffe New York, 30. April (DNB) Wie Associated Press meldet, seien kürzlich im Indischen Ozean durch deutsche Kaperschiffe folgende acht briti­sche Handelsschiffe versenkt worden: „City of Bagdad (7665 BRT), „King City“ (4744 BRT), „Scientist“ (6199 BRT), „Benarty“ (5800 BRT), „Athel King“ (9557 Eine Stimme der Vernunft Aus den sehr verspätet und spärlich eintreffenden amerikanischen Zeit­schriften gewinnt man den Eindruck, daß es in der amerikanischen öffent­lichen Meinung Strömungen und Ideen gibt, die von geistig sehr hochstehen­den Männern gefördert und getragen werden und die Hoffnung aufkeimen lassen, daß neben den Parolen und Strömungen des gewaltsamen Wider­standes gegen die historischen Strö­mungen, die die Welt umgestalten, sich auch die Erkenntnis Bahn bricht, daß die Zivilisation der weißen Mensch­heit dem sicheren Verfall nur dann entgehen kann, wenn ein Ausgleich zwischen den verschiedenen Macht­sphären und ein Gleichgewichtszustand der Einflußzonen gefunden wird. In einem Aufsatz, der aus der Feder Robert E. Sherwoods, des berühmten Schriftstellers, Verfassers erfolgreicher Bühnenstücke und zweimaligen Pu­­litzer-P^eisträgers stammt, ist ein Ge­dankengang zu lesen, der die großen Umrisse einer neuen Konzeption der angelsächsischen Welt enthält. Selbst Sherwood ist natürlich nicht imstande, gewisse Voreingenommenheiten und Amerikanismen des Denkens völlig abzustreifen, doch der Kern seiner Ge­danken ist gesund und läuft über­raschenderweise parallel mit dem großen Plan der Neuordnung in Europa. — Es ist meine feste Überzeugung, schreibt Sherwood, daß die stärkste Garantie für die kommende neue Welt eine Union der Vereinigten Staaten und der sechs unabhängigen Gebilde des britischen Commonwealth bilden würde, namentlich das Vereinigte Kö­nigreich, Kanada, die Union von Süd­afrika, Australien und Neuseeland ... Die englisch sprechende Welt ist groß genug, um auf sich gestellt gedeihlich leben zu können. Sie ist begrenzt im Norden von den britischen Inseln, im Südosten von der Union von Süd­afrika, und im Südwesten von Austra­lien und Neuseeland. Die Mitte dieses Gebietes bilden die Vereinigten Staaten sie würden nach der Vereinigung auch dem Mittelpunkt der auswärtigen und militärischen Politik bilden. Diese Vereinigung würde keine wie immer gearteten Bindungen mit dem euro­päischen Kontinent besitzen, Sie würde eine Macht von unangreifbarer Größe darstellen, alle Weltmeere beherrschen und diese Macht würde in den Hän­den von zweihundert Millionen Men­schen liegen, die dieselbe Sprache spre­chen . . . Die alte britische Politik, die auf dem Gleichgewicht der Machtver­hältnisse in Europa beruhte, muß auf­hören, sie hat das britische Common­wealth an den Rand der Vernichtung gebracht. Dagegen würde diese Union auf einer festen wirtschaftlichen Tat­sache beruhen, darauf, daß das briti­sche Commonwealth der beste Käufer Amerikas ist und umgekehrt. — Durch eine Union mit dem briti­schen Commonwealth können wir nicht hoffen, die Welt sei es mit Mo­ralpredigten, sei es mit der Flinte in der Hand, zu bekehren. Wir können auch nicht erwarten, daß wir die Land­karte Europas in einer zweiten Ver­sailler Konferenz neu zeichnen wer­den, wir können aber unsere Sicher­heit für hundert, ja vielleicht für zweihundert Jahre begründen. Die polemischen Ausführungen Sherwoods ausschaltend, können wir aus den hier angeführten Sätzen die Folgerung ziehen, daß vernünftige und vorausblickende Männer, wie auch er einer ist, auch in Amerika zur Einsicht gelangt sind, daß „die alte Welt abgelaufen ist, wie eine Weck­uhr, die durch allzu häufiges Läuten aus den Fugen geraten ist“. Er erkennt auch klar, daß die eng­lische Balancepolitik, die einen fal­schen Begriff der Sicherheit schuf, in­dem sie Mächtekombinationen gegen den jeweils mächtigsten Rivalen Eng­lands ins Leben rief, abgewirtschaftet hat und einer Politik der großen Raumeinheiten den Platz überlassen muß. Eine Voraussetzung dafür, daß diese Politik einen dauernden Frieden begründe, ist freilich, daß die Einfluß­zonen der Ordnungsmächte dieser Raumeinheiten gegeneinander klar abgegrenzt werden und daß statl un­fruchtbarer Rivalität der Geist der Zu­sammenarbeit ihre gegenseitigen Be­ziehungen bestimmt. _ BRT), „Keinmen Diene“ (7769 BRT), „Com­­missaire Ramel“ (10.061 BRT), „Durmitor“ (5623 BRT). (MTI) Einflug der RAF: Keine militärischen Schäden Berlin, 1. Mai Die RAF flog mit schwachen Kräften in der letzten Nacht nach Deutschland ein, wird DNB mitgeteilt. Einige Flugzeuge er­reichten die Reichshauptstadt, wo sie auf die wirksame Abwehr der Flakartillerie stießen. Keinem der angreifenden Flug­zeuge gelang es infolgedessen, das Stadt­gebiet von Berlin zu überfliegen. Die weni­gen Bomben, die geworfen wurden, fielen in den Randzonen der Reichshauptstadt nieder und richteten keinen Sehaden an. Im übrigen richtete sich die englische Flugtätigkeit vor allem gegen das nord­­westdeutsche Küstengebiet, wo an mehre­ren Orten Spreng- und Brandbomben ab­geworfen wurden. Militärischer Schaden entstand nirgend. Die Schäden" be­schränken sich auf Wohngebäude in ver­schiedenen Orten. In einem Falle wurde durch Bombenvolltreffer ein Wohnhaus zerstört. Unter der Zivilbevölkerung sind Tote und Verletzte zu beklagen. (MTI) Dauernde Verstärkung Malakkas London, 1. Mai (INB) Luftmarschall Brooke-Popham, der Befehlshaber der britischen Truppen im Fernen Osten äußerte sich in einer Erklärung, die er Mittwoch abgab, wie folgt: — Wir werden niemals aufhören, die Verteidigungsanlage in Malakka zu ver­stärken. Ich werde nicht faul werden und dies auch bei keinem anderen zulasSen. Kanadisches Schiff beschlagnahmt vier deutsche Flugzeuge New York, 1. Mai (MTI) Das kanadische Kriegsschiff ..Prince Robert“ hielt den amerikanischen Frachtdampfer „Präsident Garfield“ an und sandte eine Abteilung Matrosen an Deck, um vier deutsche Flugzeuge abzu­transportieren. Der Zwischenfall! ereignete sich ungefähr 6000 Kilometer von Honolulu entfernt. Die deutschen Flugzeuge würden früher als Handelsflugzeuge in Südamerika verwendet. Der „Prince Robert“ ist ein Hilfskreuzer und war früher Personen­­dampfer. (MTI) Evakuierung Gibraltars wird fortgeselzt Gibraltar, 1. Mai (Reuter) Die Regierung hat eine Ver­ordnung erlassen, derzufolge der Gouver­neur von Gibraltar die Evakuierung Gibral­tars weiter fortsetzt. In der Stadt können nur die zur Verteidigung der Festüngen erforderlichen Zivilpersonen verh'eiben. (MTI) König Faruk empfängt die Parteiführer Koalitionsbestrebungen . London, 1. Mai (INB) König Faruk von Ägypten hat, wie der englische Nachrichtendienst mel­det, am Mittwoch nachmittag Premiermini­ster Sirrg Pascha, cen Führer der Wafd­­partei Nahas Pascha, den Führer der Saha­­d'iestpartei Maha Pascha und den Führer der Liberalen Partei Lazia Fahmg Pascha in Privataudienz empfangen. Wohlunter­richtete Kreise wiesen die Möglichkeit nicht von der Hand, daß die baldige Bildung einer Koalitionsregierung in Ägyplen zu er­warten sei. Beschleunigung nes Baus von Luttschutzräumen Beirut, 1. Mai (INB) Wie aus Kairo gemeldet wi-<3, muß der Bau von Luftschutzräumen in Kairo und anderen ägyptischen Städten bis zum 15. Juni beendet sein. Oie Verluste der französischen Kriegsflotte 72.550 Tonnen Vichy, 30. April (DNB) Paris-soir veröffentlicht eine Liste der Verluste der französischen Kriegs­flotte seit Beginn des Krieges. Diese Liste besitzt zwar keinen offiziellen Charakter, ist jec'och im Einvernehmen, mit dem fran­zösischen Marineministerium veröffentlicht worden. Danach hat die französische Kriegs­flotte bisher insgesamt 31 Schiffe mit 72.550 Tonnen verloren, und zwar in Dün­kirchen 14.850 Tonnen, in Mers el Kebir und Dakar 29.000 Tonnen, bei der Nor­wegen-Aktion 2200 Tonnen, bei Unfällen 8500 Tonnen, infolge Selbstversenkung, Torpedierung oder Minenexplosion 18.000 Tonnen. (MTI)

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