Pester Lloyd - esti kiadás 1941. május (88. évfolyam, 99-124. szám)

1941-05-01 / 99. szám

DONNERSTAG, 1. MAI 1941 PESTER LLOYD Freundliche deutsche Stimme über die kemalistische Türkei Türkische Presse verwahrt sich gegen Churchills Vorwürfe Berlin, 1. Mai (1NB) Viel beachtet wird ein in der deut­schen Presse von einem Kriegsbericht­erstatter geschriebener Aufsatz über die ^Persönlichkeit des früheren türkischen Staatspräsidenten Kemal Atatürk. Die Ver­öffentlichung gerade in diesem Augenblick i/«ckt besonderes Interesse. Unter der Überschrift „Vor Kemal Ata­­türks Geburtshaus in Saloniki“ rühmt der Artikel in breiter Ausführlichkeit den Werdegang des Gründers der neuen Türkei. Es heißt darin u. a.: „Unsere Soldaten, die vor dem Geburtshaus Atatürks in Saloniki stehen, kennen die Entwicklungsgeschichte dieses großen Mannes nicht in allen Ein­zelheiten, aber sie verstehen seinen Kampf, der sein Land aus politischer Ohnmacht emporführte und ihm ein neues charakte­ristisches Gesicht und vergrößertes An­sehen gab. Sie wissen, daß Kemal Atatürk auch ein Freund des neuen Deutschlands gewesen ist, der die deutsch-türkische Waffenbrüderschaft des Weltkriegs nie ver­gessen hat. Istanbul, 1. Mai (INB) Yaltschin beschäftigt sich in sei­nem Leitartikel im Yeni Sabah wieder mit der englischen Hilfe für Griechenland. Er greift dabei aus Churchills Rede heraus, daß der britische Premierminister sagte, die von England nach Griechenland entsand­ten Streitkräfte reichten nicht zum Aufhal­ten des deutschen Vorstoßes aus, doch hätte England erwartet, daß seine Inter­vention zur Einigkeit zwischen den Nach­barn Griechenlands führen würde, was nicht geschehen sei. Yaltschin ist der An­sicht, daß Churchill in seiner Rede für den Zusammenbruch Griechenlands in diesem Fall also die Türkei verantwortlich machen möchte. Er stellt fest, daß sich England seinerseits mit seinem Hilfeversprechen an Griechenland sehr beeilt habe. „Die gleichen Versicherungen wurden seinerzeit auch Rumänien gegeben. Was wäre geschehen, wenn dieses Land! vor einigen Monaten eine Hilfe gebraucht hätte?“ fragt Yaltschin und fährt dann fort;1 „Es zeigte sich nun, daß England nach so vielen Monaten Griechenland nicht genügend unterstützen konnte. Wie hätte es Rumänien Hilfe bringen können? Selbst/ wenn die Nachbarn Griechenlands den Wunsch gehabt hätten, militärisch zu hel­fen, hätte die englische Intervention indem Ausmaße, wie sie geschah, diesen Wunsch zerbrochen. Wenn die Türkei zugunsten Griechenlands in den Krieg eingetreten wäre, hätte England die Pflicht gehabt, auf Seiten der Türkei teilzunehmen. Nachdem jedoch Churchill selbst eingestanden hat, daß General Wavell in Ägypten nur zwei Divisionen für diesen Zweck zur Verfügung hätte, wäre England nicht in der Lage ge­wesen, seine Verpflichtungen gegenüber der Türkei mit diesen geringfügigen Truppen­teilen zu erfüllen, die General Wavell in Ägypten entbehren konnte.“ Die Türkei hätte außerdem keine Ver­pflichtung übernommen, Griechenland zu helfen, wohl aber habe dies England getan, das diese Verpflichtung bedingungslos er­füllen mußte, nicht um die Nachbarn Grie­chenlands in den Krieg zu treiben, sondern um eine unterschriebene Verpflichtung zu erfüllen. Deshalb stehe es Churchill nicht zu, den Türken vorzuwerfen, daß sie dem Krieg fernblieben. Die Zeitung Tasviri Eskjar hebt die Not­wendigkeit hervor, bei Veröffentlichungen von Pressemeldungen weitschauend' und umsichtig vorzugehen. So hätten beispiels­weise einige Zeitungen zu Beginn des jugo­slawischen Feldzuges in starken Ausdrücken behauptet, daß der Balkan den Deutschen zu einem Grab werden würde. Die Ereig­nisse hätten jedoch d'as Gegenteil bewiesen und jetzt erscheine der Balkan den Jugo- Slawen und Griechen als Grabstätte. Es sei besser, wenig zu sagen und zu versuchen, der Wahrheit näherzukommen, wenn man eine solche Behauptung aufstelle. Le Temps über die Politik lnönüs Vichy, 1. Mai (INB) In den diplomatischen Kreisen von Vichy beschäftigt man sich m zuneh­mendem Maße mit der Haltung der / ur­­kei gegenüber den möglichen Auswirkun­gen die die Ereignisse im östlichen Mittel­meer nach der jetzt erfolgten gänzlichen Besetzung des griechischen Festlandes und nach der möglicherweise bevorstehenden Eroberung von Kreta auf die Türkei ha­ben könnten. , Le Temps schreibt als Schlußfolgerung seines Leitartikels, die Sicherheitszone der Türkei sei niemals klar definiert wor­den, aber die offizielle Doktrin von An­kara interpretiere sie in engstem Sinne, da sie proklamiere, daß die Türkei nur dann *u den Waffen greifen würde, wenn die Integrität ihres nationalen Territoriums an­gegriffen werden sollte. Diese Definierung decke sich in gewissem Sinne mit einer in den diplomatischen Kreisen zirkulierenden Version, wonach Präsident Inönü nicht be­reit sei, eine Benützung türkischer Häfen durch eine fremde Macht zuzulassen. Die mögliche Ausdehnung des Inter­essenkonflikts auf den Irak wird weiter mit steigender Aufmerksamkeit verfolgt. In diesem Zusammenhänge liegt eine Mel­dung aus Beirut vor, wonach Nachrichten aus Bagdad zufolge die irakische Bevölke­rung neue englischen Truppenkontingente nur zulassen würde, wenn andere Kontin­gente in gleicher Stärke das Land wieder verlassen. Bulgarische Presse vermute! türkisch-deutsche Annäherung Sofia, 1. Mai (INB) Die Beziehungen zwischen der Türkei und den Achsenmächten beherr-sehen die Blätter. Allgemein wird dabei die Reise des Staatspräsidenten Inönü mit einer bevorstehenden W'andlung in den deutsch-türkischen Beziehungen in Ver­bindung gebracht. So schreibt ain Blatt: „Der Präsident der türkischen Republik bereist das Mittelmeergebiet Anatoliens. An­gesichts der Umstände, unter denen die Reise stattfindet, ist dies symptomatisch. Inönü ist ein besonnener Mann mit grauen Haaren und von hohem Alter. Er wird sich keinesfalls in Abenteuer einlassen. Ein ähn­lich besonnener und verständiger Mann ist der Generalstabschef der türkischen Armee Marschall Tschakmak. Auch er wird nichts erlauben, was die Türkei bloßstellen könnte.“ Eine weitere Tatsache, aus der hier auf eine deutsch-türkische Annäherung ge­schlossen wird, ist die scharfe Kritik der türkischen Presse an England und beson­ders an Churchills Bemerkung, daß die Türkei Griechenland nicht geholfen hat. Es liegt hier eine Associated Press-Mel­dung aus Kairo vor, nach der>britische Staatsangehörige, die aus der Türkei in Ägypten eintreffen, behaupten, daß die türkische Regierung sich auf dem Wege zu einer Verständigung zur Achse befinde. Aus all dem schließen die Blätter, daß eine Klärung zwischen Deutschland und der Türkei bevorstehe. Kriegsmlnisfer Kvaternik über die Politik Kroatiens Berlin, 1. Mai (INB) Ein Vertreter der Berliner-Börsen­zeitung hatte in Zagreb Gelegenheit, Kriegs­minister Kvaternik über die Zukunft und die Aufgaben des selbständigen Kroatien zu befragen. Minister Kvaternik erklärte dem deutschen Journalisten: — Unsere Aufgabe ist die Aufrichtung eines freien Kroatien in engster Zusammen­arbeit und Freundschaft mit den Achsen­mächten. Unsere Innenpolitik wird totalitär sein. Die Erfahrung der Achsenmächte, angepaßt an unsere besonderen Verhält­nisse, ist unser Vorbild. Das gilt vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet. Für Kroatien gib es nur einen Weg: an der Seite der Achsenmächte in eine neue und bessere Zukunft zu marschieren. Unsere ganze Sympathie gehört denen, deren Waffen uns die Freiheit gebracht haben und poli­tisch-wirtschaftlich und geistig gehen wir unverbrüchlich an ihrer Seite. Roosevelt will 2 Millionen Tonnen HandeSsschlffsraum mobilisieren „Um den Demokratien unbegrenzte Hilfe gewähren zu können“ Mobilmachung der Marinereserye - Keine Abtretung gröOerer Kriegsschiffe Washington, 1. Mai (DNB) In der Pressekonferenz erklärte am Mittwoch Marineminister Knox, daß zwar zahlreiche „Moskitoboote“ für Eng­land gebaut werden würden, daß die USA aber keine größeren Kriegsschiffe abtreten könnten. Die USA-Flotte erwäge auch fűi­den Fall, daß die Kutter der USA-Kiisten­­wache durch die Flotte übernommen wür­den, nicht weitere Zerstörer abzulreten. Knox teilte weiter mit, daß die restliche Marinereserve zwischen dem 5. und 30 Mai mobilisiert werden würde. Rund 230 Offi­ziere und 4600 Mann würden hievon be­troffen. (MTI) Washington, 1. Mai In informierten Kreisen ist man der Auf­fassung, daß die Erklärung des Marine­sekretärs das Ziel verfolge, die Lage Eng­lands möglichst kritisch hinzustellen, um die Voraussetzungen für ein aktives Ein­greifen der USA zu schaffen. Angesichts der für England so bedroh­lichen Situation spricht man in Washing­ton davon, daß Roosevelt für Mitte Mai eine wichtige Rede plane. Eine ähnliche Verlautbarung hört man auch aus London. (INB) Washington, 1. Mai (INB) Präsident Roosevelt hat an den Vorsitzenden der Schiffahrtbehörde Kon­teradmiral Land ein Schreiben gerichtet, in dem die Behörde ersucht wird, „minde­stens 2 Millionen Tonnen Handelsschiffs­raum“ an sich zu ziehen, um den Demo­kraten die unbegrenzte Hilfe gewähren zu können. Das Schreiben enthält keine di­rekte Anspielung auf die in den Häfen der USA liegenden Schiffe der Achsenmächte. Schwierigkeiten, die etwa der normalen Handelsschiffahrt entstehen könnte, wer­den von Präsident Roosevelt mit der Be­merkung abgetan, daß „lebenswichtige Kriegsmaterialien sich in den Häfen an­häufen, oder in den Fabriken zurückgehal­ten werden. „Wir müssen diese Schiffe bcreitstellen und zwar sofort.“ Der Präsident unterstreicht weiter die Notwendigkeit, das Schiffsbauprogramm der USA noch wesentlich zu steigern. Washington, 1. Mai (UNB) Der Leiter der Bundesschiffahrt­behörde Admiral Land hatte eine Unter­redung mit Roosevelt und dessen persön­lichem Berater Harry Hopkins. An­schließend erklärte Admiral Land, daß er Roosevelt über den Rechtsstatus bei der Übernahme von in USA-Hnfen liegenden ausländischen Schiffen informiert hat. Roosevelt habe auf äußerste Beschleuni­gung der Stellung von Schiffsionnage durch die zentrale Bundesbehörde ge­drängt. Land teilte mit, daß man aus allem vorhandenen Schiffsraum einschließlich der alten aufgelegten Handelsschiffe einen Grundstock (Pool) bilden würde, aus dem die Schiffe für die notwendigen Auf­gaben herausgezogen werden, sollen. Falls dies notwendig sei, könnten einige von ihnen auch an England abgetreten werden. In einer anschließenden Ansprache vor der amerikanischen - Handelskammer be­­zeichnete der Admiral Land als die Haupt­aufgabe der Bundesschiffahrtbehörde im gegenwärtigen Augenblick, monatlich 200.000 Tonnen für Verteidigungszwecke verfügbar zu machen. (MTI) Donovans Erklärungen aut dem Balkan New York, 1. Mai (Stefani) Sokolsky führt in einem im New York Sun erschienenen Artikel aus, daß aus Erklärungen der Journalistin Demarée Bess hervorgehe, Oberst Donovan habe anläßlich seines Aufenthaltes auf dem Balkan ultimatumartige Erklärungen und verschiedene Versprechungen abgegeben, um den Glauben zu erwecken, daß die Vereinigten Staaten unmittelbar vor dem "Eintritt in den Krieg stünden. In dem Artikel wird mit Bedauern festgestellt, der Delegierte des Ministers Knox habe unverantwortliche Erklärungen abgegeben und die Frage aufgeworfen, ob die China­mission James Roosevelts, des Sohnes des Präsidenten Roosevelt, keine Gelegenheit bieten werde, um die Fehlgriffe Bullitts und Donovans zu wiederholen (MTI) Chicago Tribune zur Churchill-Rede Chicago, 1. Mai (Stefani) Aus einem Leitartikel der Chicago Tribune geht hervor, Churchill habe in seiner jüngsten Rede erklärt, es sei eine Ehrenpflicht Englands gewesen, am Balkankrieg teilzunehmen, da es Griechenland und Jugoslawien Hilfeleistung versprochen habe. Das Blatt fügt hinzu, Churchill habe zweifelsohne darauf abge­zielt, daß es auch Pflicht der Vereinigten Staaten sei, ihren Verpflichtungen, Eng­land zu Hilfe zu eilen, nachzukommen. Es muß bemerkt werden, schreibt Chicago Tribune weiter, daß die Verspre­chungen Englands jene Länder in einen unrettbaren Ruin gestürzt haben, die es unterstützte. Wenn sich jinmal die ge­heimen Archive öffnen werden, dann wird es sich herausstellen, wie viele Verhängnis- Megnyílt Tarján-Bár Dizőzök kongresszusa Tánc­számok Éjjel 2 óráig nyitvai volle Entschlüsse auf Grund der betrüge­rischen Versprechungen Englands gefaßt worden sind. (MTI) Eine kritische Stimme New York, 1. Mai (DNB) Der bekannte USA-Publizist John­son vertritt in New York World Telegram die Ansicht, daß Englands derzeitige Effek­­tivtonnage sich nach Absetzung der tatsäch­lichen Schiffsverluste, sowie der beschädig­ten Schiffe auf nur vier Millionen Tonnen belaufe. England und' die USA könnten — so meint Johnson — jährlich rund zwei Millionen neu bauen. Der jährliche Schiffs­verlust betrüge jedoch rund 5 Millionen Tonnen. Damit sei die Lage erheblich schlimmer als im April 1917 — stellt der amerikanische Publizist fest. Amerika müsse daher fordern, von der Regierung genau über die Lage aufgeklärt zu werden, und zwar sofort. Augenblicklich lappe die amerikanische Öffentlichkeit im Dunkeln und werde mit mutigen Worten und edlen Phrasen abgespeist. (MTI) Das Kohlenproblem noch nicht gelöst Washington, 1. Mai (INB) Entgegen allen Erwartungen wer­den die Zechen des südlichen Apalachi­­schen Gebietes die Arbeit vorläufig noch nicht wieder aufnehmen. Nach einer Er­klärung des Präsidenten der Bergarbeiter­gewerkschaft Lewis haben sich die Zechen­verwaltungen geweigert, ein vorläufiges Ab­kommen zu unterzeichnen. Die Nord­zechen nehmen auf der Grundlage des vom Weißen Haus abgeschlossenen vor­läufigen Abkommens die Förderung am Donnerstag in vollem Umfang wieder auf. Durch das Fortdauern des Streiks der Süd­zechen wird die durch den Streik hervor­­gerufene Lähmung der Rüstungsindustrie noch nicht beseitigt, weil die infolge des Streiks slillgelegten Hochöfen Kohle gerade aus den Südzechen benötigen. Hearst für Lindbergh New York, 1. Mai (DNB) Der bekannte USA-Publizist und Verleger Hearst erklärt in New York Jour­nal American, daß Lindbergh das Recht auf freie Meinungsäußerung habe, da sich die USA nicht im Kriege befänden. Lind­bergh — so stellt Hearst fest — sei ein ebenso guter Patriot wie Knox, der aus Überzeugung für den Kriegseintritt sei. (MTI) Neuer Auftrag an Douglas Aircraft Washington, 1. Mai, (DNB) Das Kriegsministerium gab be­kannt, daß es der Douglas Aircraft Com­pany einen Auftrag in Höhe von 43.5 Mil­lionen Dollar erteilt habe. Eine amerika­nische Nachrichtenagentur vermutet, daß es sich dabei vor allém um Großbomber handeln dürfte. (MTI) 3 Kanadische Regierung übernimmt streikendes Stahlwerk New York, 1. Mai (INB) Wie aus Ottawa berichtet wird, hat die kanadische Regierung die bestreikte National Steel Corporation in ihre Verwal­tung übernommen, ln der Begründung die­ses Schrittes heißt es, daß man die Rü­stungsbemühungen gegen die Interessen des einzelnen Mannes durchsetzen wolle. Der Streik in der National Steel Corporation, der seit Sonntag 2400 Arbeiter erfaßte, wurde erklärt, weil ein Gewerkschaftsfunk­tionär wegen gewerkschaftlicher Aktivität entlassen worden war. Sympathiestreiks drohten die gesamte Stahlindustrie zu er­fassen. Argentinien plant keine Beschlag­nahme fremden Schiffsraumes Buenos Aires, 1. Mai (DNB) Das argentinische Außenministe­rium dementierte in einer durch dpn Rundfunk und die Presse verbreiteten Er­klärung die Washingtoner Meldungen ver­schiedener USA-Agenturen über einen an­geblichen gemeinsamen Plan aller amerika-

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