Pester Lloyd - esti kiadás, 1942. augusztus (89. évfolyam, 173-196. szám)

1942-08-01 / 173. szám

2^_______ serei Landes, eine Wiege dieses Ungartums zeigen können, — Aus dem reichhaltigen Programm der Ferienuniversität möchte ich beson­ders zwei Teile hervorheben. Die Vorträge über das- Nationalitätenproblem, durch die wieder unter Beweis gestellt wrird, daß wir auf Grund der Ermahnungen unseres ersten heiligen Königs, das Schicksal aller unserer Minderheiten regeln wollen. Und dann der Presselehrkurs, der eine große Erhebung verkündet, die Läuterung der ungarischen Presse und ihre Einschaltung in den großen nationalen Arbeitsplan und parallel damit die stete Erhöhung des Ansehens des ungärischen Journalisten­­slandes. Ich bin von dem Wunsche er­füllt, daß unsere ausländischen Gäste und Freunde sich hier wohlfühlen und gute Eindrücke mit nach Hause nehmen mögen. — Indem ich den 16. Jahrgang der Fe­rienuniversität in Debrecen eröffne, be­grüße ich auf das herzlichste die deut­schen, italienischen, bulgarischen, spani­schen, portugiesischen, japanischen, schweizerischen und französischen, sowie die einheimischen Hörer und wünsche ihnen erfolgreiche Arbeit. Der Minister richtete sodann eine deutsche und eine italienische Ansprache an die Hörer. Zweck der Sommerhochschulen — sagte Minister Szinyei Merse in seiner deutschen Rede - - ist die Klarlegung beson­derer nationaler Werte und Eigenschaften. Auf dem Boden dieser altehrwürdigen Stadt ist alles, was ungarisch ist, vereint, hier finden unsere ausländischen Gäste alles, was es an uralten ungarischen Wer­ten und Kostbarkeiten gibt. Hier, in die­sem Lande konnten wir niemals nur das auf tausendjährige Überlieferungen aufge­baute ungarische Leben allein führen. Un­seren Platz und unser Schicksal be­stimmte schlechterdings die Tatsache, daß wir Ungarn sind. Eine unserer uralten Überlieferungen ist die sprichwörtliche ungarische Gast­freundschaft. Wir sind auch jetzt glück­lich darüber, daß unsere Gäste so zahl­reich erschienen sind und bitten sie, alles zu prüfen und zu beobachten, hatten wir doch niemals, haben auch jetzt nicht und werden wohl niemals etwas zu verbergen haben. Sie sollen sich überzeugen, daß wir seit tausend Jahren auf europäischem Grund und Boden leben und daß wir Europas Kultur seit Jahrhunderten mit unsäglich großen Opfern verteidigen. Das Ungartum hat sich seit je Anerken­nungen erworben, indem es sein Ungartum bewahrte und bis zum letzten Tropfen Blut ehrenhaft, vaterlandsliebend, tapfer und rit­terlich war. Seine Ehre und seine Vater­landsliebe sind es. die es auch jetzt in die Schlachtreihe geführt haben. Gemäß der alten Überlieferung kämpft es tapfer und treu an der Seite seiner mächtigen Verbün­deten. Doch gedenkt es auch inmitten des Krieges der allgemeinen menschlichen Kul­tur, was die jetzt beginnenden Sommerhoch­schulen, an denen die in großer Zahl er­schienenen Söhne der verschiedenen Natio­nen im Geiste der Freundschaft teilnehmen, beweisen. Die Arbeit hier ist mit einem Brückenbau zu den benachbarten, aber auch zu den fer­ner liegenden Nationen und Ländern zu vergleichen. Lernen Sie unser Volk und unser Land kennen, so wer­den Sie es, davon sind wir überzeugt, auch lieben und die seit Jahrhunderten übernommene und durchgeführte Aufgabe des Ungartums im Donaubecken wirklich verstehen. Diese geschichtliche Rolle wurde seit jeher immer im Geiste des Heiligen Stefans erfüllt und hat uns von den Tagen der ältesten Ver­gangenheit bis auf heute mit dem in unse­rem Vaterlande lebenden Nationalitäten ver­bunden. Aus diesem Grunde ist also die Klarlegung der Lebensbedingungen der in unserem Vaterlande lebenden Nationalitä­ten im Rahmen der Minderheitcnverträge eine der wuchtigsten Aufgaben dieser Som­­merhochschuie. |----- SEIT------■! JAHREN UNGARNS Schaufenster nach dem Ausland: der FESTER LIMB PESTER LLOYD Bmasamba ABENDBLATT Bion SAMSTAG, 1. AUGUST 1942 Der Vortrag des Ministerpräsidenten — Als wir hieher zogen, lag die Grenze Europas, wenn auch nicht geographisch, so doch in Wirklichkeit irgendwo an den westlichen Ausläufern der Alpen und an der Westgrenze der Adria. An der europäischem Kultur hatte noch Byzanz einen Anteil, doch zu jener Zeit begann sieh bereits die Kluft zwischen der Kultur des Abend­landes und Byzanz aufzutun. Die europäische Bedeutung der Land­nahme der Ungarn 'bestand außer vielen anderen Momenten auch darin, daß unser König Stefan der Heilige die Grenzen Europas nach Osten verschob. Er hatte diese Grenze sowohl in der Kunst der Staatsbildung als auch in Kultur und Zivilisation bis zu den Ost­grenzen unseres Landes, den Karpathen und dem Unterlauf der Donau, aus­gedehnt. Darin lag die außerordentliche Rolle Ungarns in der Gestaltung des europäischen Schicksals. Die schwierige und wertvolle Position — Diese Tat bedeulete nicht bloß den Gewinn von einigen bundertlau­­send Quadratmeilen oder Quadratkilo­metern für Europa. Das Becken der Karpathen und der Donau bildete auch damals eine Schlüsselposition, deren Wert auch durch die unablässigen Kämpfe aufgezeigt wird, die die Völker für sie führten. Wie schwierig und wertvoll diese Position gewesen, kann an der kurzen Spanne Zeit gemessen werden, die den einzelnen Völkern als Lebensdauer hier vergönnt wurde. Schließlich kam ein Volk, an Zahl und an Größe der kämpfenden Kräfte bedeutend geringer als seine Vorläufer, doch war es das erste, das endgültig seinen Platz auf diesem Boden über den unbezeichneten Gräbern so vieler anderer Völker, behaupten konnte, ein Volk, das mit seinem zähen und in­haltsvollen Leben den . Flugsand der der Reihe nach verschwundenen Völ­ker zu binden vermochte. Hoff­nungsvolle Nationen, hochstrebende Traumgebilde brachen hier zusam­men und im Laufe so vieler Jahr­tausende gelang es keiner einzigen Na­tion, sich auf diesem gefährlichen, wenn auch wunderschönen Posten zu behaupten. Die ungarische Kraft und Festigkeit füllten unerwarteterweise die Bresche aus, durch die sich immer neue Gefahren nach Europa ergossen, und schufen damit eine Sicherheit für unseren Erdteil. Eine Türe wurde ge­schlossen, durch die ein gefährlicher Luftzug das empfindliche. Gerippe des abendländischen Menschen und seines ganzen Organismus durchströmte. — Dieser Umstand allein wäre ge­nügend, damit die Völker Europas mit besonderer Aufmerksamkeit dieses mehr als tausendjährige Land und seine noch ältere Bevölkerung heute beobachten. Heute, da das neue Europa Pfeiler' sucht, die allen Belastungs­proben standhalten, muß es seinen Blick dorthin richten, wo die Be­lastungsproben die ernstesten gewesen sind. Ungarn entschied sich für den Westen — Das ist aber noch nicht alles. Die Rolle Ungarns erschöpft sich nicht darin, seinen Platz zu behaupten und auf dem Boden der Unsicherheit Sicher­heit zu schaffen. Seine Rolle umfaßt durch die Übernahme der europäischen, der abendländisch-christlichen Zivilisa­tion, ihre Verbreitung und später auch ihre Verteidigung. Große europäische Historiker haben nicht oft genug die Bedeutung dessen betont, daß Stefan der Heilige unter den beiden damals bekannten Systemen der christlichen Zivilisation die westliche, die römische gewählt hatte und sie übertreiben auch nicht, wenn sic diese behaupten. Nicht nur das Schicksal unseres Vaterlandes hätte sich gründlich verändert, wenn der heilige König eine andere Wahl ge­troffen hätte, sondern auch das ganz Europas. Man kann ohne Übertreibung behaupten, und für mich bildet es in diesen historischen Zeiten eine Quelle des Mutes und der Kraft, auszuspre­­chen: hätte der ungarische König den Osten gewählt, so besäße die westliche Kultur wahrscheinlich nicht ihre heu­tige Bedeutung oder wenn ja, so wäre ihr Einfluß auf ein viel geringeres Ge­biet begrenzt. Unser heutiges Europa, wurde in diesem Sinne gewiß von der ungarischen Nation gerettet. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Basteien der Alpen Europa nicht den starken Schutz geboten hätten, oder zumindest wäre die ruhige Entwicklung des Erdteils um Jahrhunderte zurückgehalten worden, wenn nicht Körper und Seele der Un­garn vor ihm gestanden wären. — Unser Land ist das einzige östlich vom die Alpen und die Westküsten der Adria durchlaufenden Limes, das un­ter allen großen europäischen Be­wegungen erzitterte. Das einzige Land, dos alle zeitgemäßen Werte des Westens sich zu eigen machte, und zwar nicht durch eine starre Über­nahme, sondern der eigenen Persön­lichkeit angepaßt, vollkommen assimi­liert und sehr oft ergänzt durch die eigenen Werte. Das Ungartum war nicht ein Nachahmer des Westens, son­dern ein gleichwertiger Getreuer, der mit den westlichen Nationen vereint im Interesse der gemeinsamen Ziele und gemeinsamen Ideale wirkte. — Man sagt, das Mittelalter sei voll­kommen einheitlich gewesen. Einheit­lich in seiner Ideenwelt, in seinen For­men, in den Typen der Menschen und Werke, ebenso wie auch einheitlich in dór Sprache, in der lateinischen Sprache, die der Einheit der ganzen Welt diente. In dieser Feststellung liegt viel Wahres. Sie enthält aber nicht die ganze Wahrheit. Ungarn behielt und entwickelte, wie die übrigen großen Nationen, auch in der kulturellen Kooperation des Mittelalters die eigenen nationalen Positionen. Aus dem lateini­schen Sprachgebrauch fühlen wir den kräftigen Pulsschlag des ungarischen Charakters heraus, da er alle großen mittelalterlichen Strömungen über­nimmt und gemäß seinem Gepräge, Temperament und seiner vom Osten mitgebrachten Lebensantschauung den Lcbensintcressen seiner westlichen Gegenwart umwertet. Stefan der Heilige taufte sein Volk nicht nach irgend­einem kleinen Gekräusel des abend­ländischen Christentums, sondern mit dessen schmetterndster, lebensfähigster und im höchsten Maße befruchtenden Welle: der Reform von Cluny. Und als das Mittelalter einen Wendepunkt er­reicht und die Dominikaner und 'Fran­ziskaner den Anbruch einen neuen Welt verkünden, hält die Siegesfahne der Dominikaner ein ungarischer Fürstensproß, die Königstochter, die selige Margarete aus dem Hause der Árpádén hoch. — Wir übernahmen die herrliche Lebensauffassung des heiligen Franz von Assisi. Nicht bloß weil sie Mode in Europa war, sondern auch weil wir ein Volk, das mit der Scholle und der Natur in einer so engen Vermnuiing lebt, die seelische Auffassung des Pre­­digers der Tiere und Blumen Ins in die Tiefe seiner Herzens erfaßt haben. Das Volk der Hirten steht der idylli­schen Religiosität des Propheten von Assisi ebenso nahe, wie der Krippe von Bethlehem. — Dem Anschein nach haben die Könige aus dem Hause Anjou die schönen Formen des ritterlichen Le­bens nach Ungarn verpflanzt. Die neuesten Forschungen haben aber auf­gedeckt, daß das Wesen des ritter­lichen Geistes bei uns stets lebendig war, man kann demnach nur eine Identität feststellen. Und als König Ludwig der Große, der gründliche Kenner des Rittertums sich ein Ideal suchte, fand er es in einem alten un­garischen Vorgänger, in König László dem Heiligen. László der Heilige hat aber außerhalb der Rahmen des zünf­tigen Rittertums gelebt,'und doch ver­mochte er ein idealer Ritter zu sein. Das Ungartum übernahm am liebsten diejenigen Werte, für die die künstle­rische Fassung in seiner Seele vorhan­den war. — Mit einer dritten europäischen Zeitströmung machte die ungarische Seele ebenfalls sehr interessante Erfah­rungen Vor einigen Jahrzehnten war die Meinung verbreitet, die Renaissance sei eine fremde Treibhauspflanze im Leben der ungarischen Nation gewesen. Heute aber wissen wir schon, daß die italienischen und deutschen Gelehrten und Schriftsteller des Rinascimento un­ter dem suggestiven Einfluß einer gro­ßen ungarischen Herrschergestalt, Kö­nig Matthias’, gerieten und ob sie woll­ten oder nicht, an der Formung der Ideale dieses nationalen Herrschers mitzuwirken hatten. Und aus dem ge­schlossenen höfischen Kreise der lati­nisierenden Kultur drang der Sagen­schatz, der sich an die Gestalt des na­tionalen Königs knüpft, zutiefst in die ungarischen Schichten ein. Die Reformation schafft neue Bande zu Europa — Die Reformation schuf unerhört kräftige und vielseitige Bande zwischen Ungarn und Europa. Die protestanti­schen Studenten, Gelehrten und Kauf­leute übernehmen und entfalten die Erbschaft der ungarischen Humanisten. Und während jene mit einem Erasmus, einem Hutten in Verbindung treten, ge­stalten die ungarischen Universität®, hörer auf den Hochschulen Deutsch­lands, Hollands, der Schweiz und Schottlands mit Melanchtlion, Calvin, Beza und mit ihrem Hörern vereint, nicht bloß ein religiöses System, son­dern auch ein System der seelischen und geistigen Pflege der völkischen Schichten. Debrecen aber — wo wir uns heute zusammenfinden — ward und blieb fürwahr eine Grenzfeste die­ses Geistes, eine am weitesten nach dem Osten vorgeschobene Bastion der Reformation. — Die ungarische Literatur des 16. Jahrhunderts bildete vom höheren na­tionalpolitischen Gesichtspunkte das, was wir heute als eine Volksbildung außerhalb der Schulen erwiinschen und solcherart wird durch das Geröll der europäischen Strömung der nationalste Boden befruchtet. Die Gegenreformation schmiedet aus einer ganz anderen Rich­tung europäische Verbindungen und be­deutet das 'Barock, die Anschauungs­formen der südlichen Völker. Die Auf­klärung des 18. Jahrhunderts hat we­sentlich zur Wiedererweckung der na­tionalen Literatur und der nationalen Politik beigetragen, ohne daß der an Lebenserfahrungen so reiche Ungar alle uns stets fremden Übertreibungen der französische^ und englischen Aufklä­rung, die Überwertung der Vernunft gegenüber dem Gefühl, die Irreligiosi­tät, den Materialismus übernommen hätte. Ein Voltaire, ein Rousseau, ein Montesquieu dienten trotz ihrer außer­ordentlichen Wirkung einem eigenen ung rischen Lebensinteresse und es gibt eine Grenze, über die ihre Wirkung nicht hinausgehen kann. Das Europäertum Ungarns — Wie viel reisen die Ungarn in diesen zwei, drei Jahrhunderten! Welch hohes Europäertum verrät nicht bloß das Lebenswerk, sondern einfach der Reiseplan eines Albert Szenczi Molnár? Und dennoch sehnen sie sich alle, die Johann Apácai Cseri. Nikolaus Kis v. Tótfalu, Stefan Hatvani, aus dem Glück, aus der Anerkennung nach der Heimat, weil sie fühlen, daß sie Europa, aber auch der ungarischen Tiefe ihrer Seele daheim zu dienen haben. — In dem Fegefeuer des Zeitalters der Revolutionen lodert mit den an­deren vereint auch das ungarische Genie. Wie reine, große, ihrem Zeitalter weit vorausschreitende Europäer waren Kölcsey, Berzsenyi, Vörösmarty. Wie hat der „größte Ungar“, der imunter­brochen Europa bereiste, alles aus dem Nichts geschalTen. Wie ward der ver­bannte Ludwig Kossuth ein in der gan­zen Welt, ein in allen Sprachen ge­feierter Redner und vor der öffentlichen Meinung mancher Nationen der uner­reichbare Apostel der idealen Politik. Und auch in der jüngsten Zeit, als un­ser Land, das Opfer des Trianoner Friedensdiktats, alles von vorne be­ginnt, wurden so manche Schöpfungen der ungarischen Kulturpolitik im Aus­lande hoch eingeschätzt. — Wohin wir auch blicken, überall können wir dieselben Lehren ziehen: wir nahmen an allem teil, wir waren überall zugegen, aber unsere Finger haben selbst das aus der weitesten Ferne bezogene Garn unwillkürlich im Stile des urwüchsigen Ungarlums ver­sponnen. Selbst die Ungarn fremder Abstammung, wie der italienische Rei­tergeneral Gvadányi oder der Sproß ling dalmatinischer Kaufleüte Dugonics

Next