Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1944. február (91. évfolyam, 49-73. szám)

1944-03-01 / 49. szám

MITTWOCH, 1. MÄRZ 1944 PESTER 1L0YD !» MORGENBLATT marnm Zur 24. Wiederkehr der W ahl Nikolaus v. Horthys zum Reichsverweser Budapest, 29. Februar Am 1. März 1920, somit vor genau vierundzwanzig Jahren, wurde der da­malige Oberkommandant der neu­errichteten ungarischen Nationalarmee Admiral Nikolaus Horthy v. Nagy­bánya in einer gemeinsamen Sitzung beider Häuser des Reichstages zum Reichsverweser des Königreichs Un­garn gewählt. Ein kurzer Blick aut' das welt­geschichtliche Geschehen, aut die um­wälzenden Veränderungen, die sich innerhalb dieser verhältnismäßig kur­zen Zeitspanne, die ein fast vollendetes T ierteljahrhundert im Zeitgeschehen darstellt, abgespielt haben, gibt einen richtigen Maßstab zur Abschätzung der Fülle und des Umfanges von Pro­blemen, deren Lösung sich dem Ober­haupt eines Staates aufdrängten. Und von diesem Gesichtspunkt aus vermag man auch am klarsten die Größe der Leistung zu ermessen, die in ihrer Be­wältigung liegt. Mit Nikolaus v. Horthy trat ein Mann an das Steuerruder des ebenerst aus schwerem Sturme erretteten unga­rischen Staatsschiffes, der schon im Großungarn vor dem ersten Weltkriege in der unmittelbaren Umgebung seines Königs Gelegenheit hatte, die Leitung des Staatswesens und die großen Zu­sammenhänge der mit ihm verbundé­­nen Fragen aus nächster Nähe ken­nenzulernen. Als tapferer, vor dem Feinde heldenmütig bewährter Ma­rineoffizier und späterer Oberkom­mandant der k. u. k. Kriegsmarine ver­einigte er so in seiner Person die be­sten Traditionen des alten Ungarn mit den unsterblichen Soldaten lugenden der ungarischen Rasse. Beim Antritt seines hohen Amtes als Reichsverweser übernahm er ein Land, das noch schwer unter den Fol­gen des unglücklichen Ausganges des ersten Weltkrieges, des Zusammen­bruchs, der Revolution und des bereits in die Tat umgesetzten Friedensdiktats von Trianon litt. Selbst der verstüm­melte Rumpf, der vom alten Ungarn übriggeblieben war, war in seinen Grundfesten erschüttert und stand gleichsam entwurzelt und haltlos in einem Sturm des Unverständnisses und offener Feindschaft, die es von allen Seiten umwehten. Daß sich das verwaiste Ungarn trotz seiner Schwäche, trotz seiner völligen Vereinsamung und Erschöpfung den­noch konsolidieren und darüber hin­aus wieder einen geachteten Platz im Kreise der Völker erringen konnte, ist zweifellos das Verdienst seines Staats­oberhauptes, der das Land mit starker Hand und festem Blick an Klippen und Gefahren sicher vorbeizuführen verstand. Seither hat man sich in Ungarn mit Recht daran gewöhnt, in der Person Nikolaus v. Horthys ein lebendiges Sinnbild jener Kontinuität zu sehen, die seit jeher eine der tragfestesten Säulen des ungarischen Staatsgebäudes gebil­det hat. Diese Kontinuität — die mit Stillstand oder gar Rückschrittlichkeit so wenig zu tun hat, wie der zielsichere Kurs eines vorwärtseilenden Schiffes — sicherte Ungarn in einer Zeit, da in last alle anderen Länder Europas von tief­greifenden Umwälzungen erschüttert waren, eine ruhige Entwicklung, die auch inmitten des gegenwärtigen Welt­­brandes nicht wesentlich unterbrochen wurde. Angesichts aller Stürme von links und von rechts, die an den in Jahrhunderten bewahrten Grundfesten der ungarischen Staatlichkeit als art­eigener Form des ungarischen Lebens rüttelten, vermochte sie das innersle Wesen dieser zutiefst ungarischen Le­bensform unberührt zu erhalten. Seiner weisen Führung ist es auch zu verdan­ken, daß Ungarn die Wiedergut­machung der an ihm begangenen khas­­sen Ungerechtigkeit durch Rückkehr großer ungarischer Gebiete an das tau­sendjährige Vaterland erleben durfte. Wenn demnach Ungarn auch heute noch, im fünften Jahre des zweiten Weltkriege?, allgemein als eine Insel gefestigter Ordnung und selbstsicherer Ruhe gelien darf, so ist dies in erster Linie zweifellos das Verdienst seines liciclr,Verwesers, der in den zweiund- Der polnisch-russische Konflikt Neue Beratungen Edens mit Römer London, 29. Februar (Búd. Tud.) Im Zusammenhang mit der Rede des Ministerpräsidenten Churchill hatte Außenminister Eden eine Beratung mit dem polnischen Außenminister ftopier. Zur selben Zeit veröffentlichte das in Lon­don erscheinende polnische Blatt Dziennik Polski einen Aufsatz, den man sowohl in polnischen als auch in britischen Kreisen als offizielle polnische Stellungnahme be­trachtet. Soweit man feststeilen kann, fand dieser Aufsatz eine ungünstige Aufnahme sowohl von seiten der zuständigen briti­schen Stellen, als auch von seiten der eng­lischen Presse. Es kann als sicher ange­nommen werden, daß die polnische Regie­rung den Aufsatz veröffentlichte, ohne daß sie die britischen zuständigen Kreise früher informiert hätte, was nun die britische Re­gierung als verletzend empfindet. Dzicnni Polski stellt fest, daß zwischen dem Standpunkt Churchills und der briti­schen Regierung einerseits und der polni­schen Regierung andererseits ein Gegen­satz bestehe. Diese Feststellung ist für je­den Polen schmerzlich, kann aber nicht vermieden werden. Das Blatt bringt dann eine längere Erörterung über Wilna und die Curzon-Linie und konstatiert, daß das Verhalten Polens historisch begründet sei, in welchem Verhalten neuerdings betont wird, daß Pclen durch die Grenze an der Curzon-Linie der Hälfte seines Gebietes und des größten Teiles seiner Bevölkerung beraubt wurde. Zu der Frage der Entschä­digung bemerkt das Blatt, daß die Tat­sache, wonach Rußland auf Königsberg und einen Teil Ostpreußens Anspruch er­hebe, ein nachdrückliches Memento für Polen sei. Schließlich erklärt das Blatt, daß Polen den Kampf fortseize und hoffe, daß im Endergebnis die Gerechtigkeit so­wohl für die Großen als auch für die Klei­nen siegen werde. Der diplomatische Mitarbeiter des pol­nischen Blattes referiert dann über seine Besprechungen mit einer maßgebenden polnischen Persönlichkeit. Der polnische Diplomat erklärte: Wir halten die gegen­wärtige britische Politik und die britische Stellungnahme nicht für endgültig, son­dern bloß für eine Takiik der Tagespolitik. Die Lage kann sich ändern und es ist mög­lich, daß sie sich auch ändern wird. Wir erachten das gegenwärtige britische Ver­halten für eine vorübergehende Tatsache. Außerdem erwähnt es der Korrespon­dent noch auf Grund seiner Gespräche mit zuständigen polnischen Stellen, daß die Londoner polnische Eenigrantenreglgnuig den Standpunkt einnehmen könne, von keiner einzigen Regierung voraussetzen, daß sie der Abtrennung der Hälfte ihres Staatsgebiets zustimmen würde. Die pol­nische Regierung könnte einen derartigen Schritt nur dann zusammen, wenn sie von der Ansicht der Gesamtbevölkerumg Polens Kenntnis! erhielte. Die polnische Regierung sei weiter der Ansicht, daß man fertige Tatsachen nicht mehr abändern könnte; während so lange sich die Frage in Schwebe befinde, noch <fe Möglichkeit einer günstigen Lösung bestehe. Im Hinblick auf das englisch-polnische Abkommen sagt das Blatt, dieses Abkom­men hätte ran 25. Februar von beiden Sei­ten gekündigt werden können, es unter­nahm aber keine der beiden Parteien einen derartigen Schritt. Die polnische Re­gierung vermied selbst die Erwähnung die­ser Möglichkeit peinlich. Die Lage besteht aber zurzeit darin, daß England wohl die Unabhängigkeit Polens garantiert, seine Grenzen aber nicht. Die polnische Frage, so wie sie. in den Illusionen der polnischen Emigranten be­steht, drängt damit der längst fälligen Ka­tastrophe zu. Geschichtlich gesehen, bleibt sie, was sie sehen vor dem Kriege war: der Beweis für die Unfähigkeit der britischen Politik zu konstruktiven Lösungen uuf dem Kontinent, die niemals verstummende An­klage der kleinen Völker, deren Interessen Großbritannien geopfert hat, und endlich das Schulbeispiel für alles, was der rus­sische . Bolschewismus unter „Befreiung Europas“ verstellt. Der Auslands-Informationsdienst ist grundsätzlich der Auffassung, daß unter sowjetischem Druck die Entwicklung der polnischen Krise in den letzten 48 Stunden einen Verlauf angenommen hat, der über das praktische Außerkrafttreten der briti­schen Garantie kaum noch einen Zweifel zuläßt. (MTI) Berlin, 29. Februar INB) Die Person des von Moskau instal­lierten Generals Rola, über den man zu­erst aus dem Londoner Observer erfuhr, erscheint in der Wilhelmstraße besonders aufmerksam beobachtet zu werden. Der Sprecher des Auswärtigen Amtes meinte, daß mit der Schaffung dieses angeblich auf polnischem Boden installierten Ober­befehlshabers für die polnischen Truppen sich der Kreml um eine formelle Klippe herumbringen will. Unter Hinweis auf schweizerische Pressestimmen bemerkte er, daß offenbar ein englisch-sowjetrussisches Abkommen vorliege, wonach die Wassi­­lewska und Tito nicht in Moskau als Ge­genregierung installiert werden. Zur Tar­nung der Sowjetpolitik wird nun angeblich an Ort und Stelle in Polen eine Gegenregie­rung unter General Rola als neuem Tito von Moskau ins Leben gerufen. Dadurch, so meint man in der Wilhelmstraße, solle es auch Eden leicht gemacht werden, sei­nem Parlament die neue Entwicklung mit­zuteilen. Es wurde auf das große Entsetzen hingewiesen, das hei den Londoner Polen hervorgerufen wurde. einhalb Jahrzehnten, während deren er nunmehr die höchste Würde im Staate bekleidet, stets nur eine gerade Fort­setzung jener Zeit seines Lebens sah, die er als Soldat seinem Land gedient hat. Erlitt er als solcher im offenen Kampf schwere Wunden fürs Vater­land. so brachte sein Pflichtgefühl an der Spitze des Staates das größte Opfer: das Leben seines Sohnes für Ungarn. Eingedenk dieser Verdienste, die mit Ungarns Geschichte immer verknüpft bleiben, sieht das dankbare Volk Un­garns zu Nikolaus von Horthy als zu der ihm von der Vorsehung geschenk­ten Führerpersönlichkeit empor, die wie kein anderer berufen erscheint, ihm aus den Stürmen und Gefahren der Gegenwart in eine schönere Zukunft voranzuschrciten. OerSifi zur Bildung des Röis-Sussclsusses Berlin, 29. Februar (DNB) Der Auslands-Informationsdienst schreibt: Die Reaktion in London auf den neuesten Moskauer Schachzug, d. h. die Bildung des sogenannten Rola-Ausschusses, besteht in Verzweiflung bei den polnischen Emigran­ten, in Ratlosigkeit und teilweise Zustim­mung bei den Engländern. Schon greift ein Teil der britischen Presse die polnische Emigrantenregierung erneut an und be­hauptet, die Ablehnung des Churchiltschen Kompromißvorschlages durch niese sei ohne vorherige Konsultierung des Foreign Office erfolgt. Kommt es zu neuen Verhandlungen zwischen England und der Türkei? Stockholm, 29. Februar (TP) Der Londoner Korrespondent von Svenska Dagbladet berichtet, es liege Ver­anlassung vor, anzunehmert, daß man bri tischerseifs erneut Anstrengungen machen werde, die türkisch-alliierten Beziehungen zu klären. Der Korrespondent findet es tie­­merkenswert, daß weder Churchill noch Eden die Türkei in ihren Reden berührte!, um so mehr, als die Lage anderer neutraler Länder im Unterhaus zur Debatte gestan­den hat. Er zieht daraus die Folgerung, daß England den Weg für weitere Verhand­lungen offen lassen wolle. Hinsichtlich der russischen Reaktion auf Englands miß­glückten Versuch, die Türkei in den Krieg zu ziehen, könne nichts Bestimmtes gesagt werden. Mit Ausnahme gewisser publizisti­scher Intermezzi scheine die russische Hal­tung genau so abwartend zu sein wie die englische. Istanbul, 29. Februar (TP) Im Vatan schreibt Yalman zum Times-Artikel, der die Türkei auffordexte, sich zu entscheiden, nach Analysierung der türkisch-englischen Feindschaft auf Grund des abgeschlossenen Paktes, daß manche Engländer diese langsam in 20 Jahren ent­standene Freundschaft nun an einem Tage wieder zunichte machen wollen. Die Tür­kei habe bisher immer ihre Verpflichtungen erfüllt, und dafür aber von niemand Bro­samen erwartet. Die Engländer müssen die, Türkei besser verstehen lernen. Auch Yeni Sabah schreibt zum selben Thema, die Türkei kämpfe nicht gegen Windmühlen. Weder Griechen noch Serben seien nach ihrem eigenen Willen in den Kampf gegangen, daher bestehe kein Grund, sie besonders zu loben. Das türkische Volk warte ab und warte auf den Wink seines Staatschefs. Oie VerSifsle der Tits-Banflen im Februar Berlin, 29. Febrar Das Interinf meldet: Die Säuberung des südostexiropäischen Raumes durch die dort eingesetzten deut­schen Sicherungsverbände und landeseige­nen Ordnungstruppcn machte auch im Februar weitere gute Fortschritte. Die Tito- Banden verloren im Lniife des letzten Monats 4927 gezählte Tote und 2888 Ge­fangene; erbeutet wurden u. a. acht Ge­schütze und 37 Kraftfahrzeuge. Fünfzehn, zun) Teil gut ausgesiattete Munitions- und Verpflegungslager konnten sichergestellt werden. Die Kontingente des Bandenmar­schalls Tito haben damit seit dem 1. Dezem­ber v. J. insgesamt 25 618 Tote und 14.021 Gefange eingebüßt, die tatsächlichen Total­ausfälle werden jedoch zweifellos wesent­lich höher liegen, da die Tito-Banden sich zum größten Teil in unwegsame Gebiete zurückziehen mußten, wohin sie auch einen Teil ihrer Schwerverwundeten mitführten. Aus Gefangenen- und Überläuferaussagen ist bekannt, daß die Sterblichkeit in diesen Gebieten Mangels an Verpflegung und sani­tärer Fürsorge außerordentlich hoch ist, und daß die Reihen der Banditen durch Hunger, Typhus und andere Seuchen stän­dig gelichtet Werden. Von den Beuteziffern sind erwähnenswert 1115 Pferde, 67 Ge­schütze mittleren und schweren Kalibers, 115 Kraftfahrzeuge, 6 Panzerspähwagen, sowie 38 Munitions- und Lebensmittel­­depots. (MTI) Exkönig Peter reist nicht nach London Zürich, 29. Februar (MTI) Aus London wird gemeldet: Der diplomatische Mitarbeitei der Exchange telegraph berichtet: König Peter von Jugoslawien hat ange­sichts der Zuspitzung der politischen Krise im jugoslawischen Lager nicht die Ab­sicht, Kairo zu oerlassen. Sein baldiger Be­such in London, von dem man «och bis vor kurzem sprach, kann demnach als ab­gesagt gelten. Die Rede Churchills hat in jugoslawischen Kreisen tiefen Eindruck ge­macht und ein umfassender Regierungs­­umban kann kaum lange auf sich warten lassen. Der Londoner Korrespondent der Basler Nachrichten vermittelt demgegenüber eine British United Press-MeldUng aus Kairo, wonach König Peter seit Tagen .versucht habe, nacti London zu kommen, um sich mit Londoner Stellen zu beraten, aber er sei praktisch ein Gefangener der Puritsch- Regierung. Das Ölprobiem Istanbul, 29. Februar (DNR) Im Rundfunk von Ankara werde die Petroleumfrage behandelt. Amerika wisse, daß seine Quellen in 20, 30, höchstens 50 Jahren versiegen werden, so sagte der Sprecher. Deshalb müsse es sich nach an­deren Vorkommen umsehen. Der Nahe Osten könne 31^ Milliarden Kanister Petro­leum liefern. Bisher sei die Einteilung der Interessen so, daß Amerika das Saudiärabia­öl und England das iranische und irakische ausbeuie. Die Lage habe stell gegenwärtig dahin entwickelt, daß ein „Examenfall für. die anglo-amerikanische Diplomatie ent­standen“ sei. Man frage sich nun, ob künf­tighin in der Verteilung dieses Öls eine Dollarherrschaft eintrete oder ob eine gleichmäßige und gerechte Verteilung er­möglicht werde. Die Dollarpolitik, so schließt der Sender, habe imperialistischen Charakter und könne nicht mit einer gleich­mäßigen Aufteilung der Interessen verein­bart werden. (MTI) 8 Berlin verfolgt den Baikanaufenüiait Randolph Churchills aufmerksam Basel, 29. Februar (Búd. Tud.) Der Berliner Berichterstat­ter der Basler Nachrichten meldet, in Ber­lin erregte die Meldung des englischen Nachrichtendienstes lebhafte Aufmerksam­keit, daß Randolph Churchill, der Sohn des britischen Ministerpräsidenten, mit Hilfe eines Fallschirms auf dem Balkan gelandet sei und sich im Hauptquartier Titos aufhalte. Die zuständigen Kreise der Wilhelmstraße weisen darauf hin, daß es Churchill in seiner jüngsten Rede erwähnt habe, er stehe in einem lebhaften Brief­wechsel mit Marschalt Tito. Darüber hin­ausgehend mache England — Berlin zu­folge — eine „hohe Politik“ dadurch, daß der Ministerpräsident seinen Sohn zu Tito gesandt habe. In diesem Schritt der engli­schen Regierung erblickt Berlin einen Be­weis für seine früher betonte Ansicht, wo­nach in Teheran der Balkan als russische Einflußsphäre anerkannt worden sei.

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