Siebenbürger Wochenblatt, 1840 (Jahrgang 4, nr. 1-104)

1840-11-19 / nr. 93

' 394 Wochen die zum syrischen Feldzug bestimmten 20.000 Mann den Ort ihrer Bestimmung erreicht haben. Abers­mals wurde einem toscanischen Dampfboot, das sich ägyptischen Diensten vermiethet hatte zum Auskundschaf­­ten einer verrätheriigen Correspondenz zwischen Alerans drien und den türkischen Provinzen, das Einlaufen in die osmanischen Häfen verboten, und dabei zugleich die Drohung von Refcid Pascha beigefügt, daß dasselbe Verbot alle Schiffe treffen solle, welche sich von irgend­­ einer ägyptischen Behörde in politischen Zwecken gebraus­chen ließen. — Der französische Botschafter, Graf Ports­teig,, hatte mehrere Konferenzen mit Nejchid Pascha, worin diesem die Bereitwilligkeit Mohemed Ali’ anges Findigt wurde, auf jede Bedingung einzugehen, die ihm von seinem erhabenen Gebieter, dem Padischah, aufers legt werden sollte. Reshid Pascha hat auf diese Infti nuationen noch seine bestimmte Antwort gegeben. Man bemerkt seit einiger Zeit, daß Hr. v­. Pontoig sich zieml­­ich Häufig in dem Hotel des Hrn. v. Königsmarf einfindet. Spanien, Madrid, 22. Oft. Der Herzog von Victoria und die HH. Cortina, Chacon und Gamboa sind heute Abend angelangt. Die­ andern Minister werden die Königin Isabella begleiten, die in einigen Tagen ers­tartet wird. Auch das diplomatische Corps, der franz­­ösische Botschafter mitbegriffen, hat sich wieder einge­­funden, und Madrid wird also nächstend wieder den Glanz einer Haupt- und Nesidenstadt darbieten. Nur scheint es nicht, daß die Erlaffe, mit welchen die neue Regentschaft sehr freigebig ist, die durch die revolus­­ionäre Suntenregierung aufgeregten Gemächer mit Einenmale beschwichtigen werden. Cipartero hat in einem Tagsbefehl dem Heer strenge Beobachtung der Mannszucht eingeschärft, der Justizminister hat strenge Handhabung der Gerechtigkeit, Unnentießbarkeit der Nichter zugesichert. Eine Rückkehr zu den gefeglichen Formen war hohe Zeit, denn das Epurationssüften war etwas gar zu sehr und Größe getrieben worden, wiewohl nach der Ansicht der Madrider Sunta noch lange nicht weit genug, denn sie hat gegen das bes­treffende Decret reclamirt. Eine neue Bekanntmachung enthält die heutige Gaceta: die Zunta beflagt sich über die bloß theilsweise Erneuerung des Senats. Ihre Sprache in Diesem Actenstüc ist Äußerst radical. Sie stellt­e b ald ein Arium des ‚öffentlichen Rechts dar, daß wenn ein Staatskörper die Verfassung vers legte, vermöge berem er beftehe, er nicht nur von Rechts wegen aufgelöst sei, sondern auch, eben dadurch sich aller geiesgebenden Gewalt entäußere. Nachdem die einminü­tige Ueberzeugung von einem Ber­affungs­­bruch das Bolf bestimmt hat, ruft sie aus, von seinem unverjährbaren Necht der Insurrection Gebrauch zu machen, förmten wir jet nach dem unwiderruflichen Entscheid der ganzen Nation noch Senatoren als recht­­mäßig anerkennen, die ihre Eide verlett haben mit Gefahr unserer Unabhängigkeit und Freiheit?« Der Schluß it, daß die Junta von der Regentschaft auch die Auflösung des Senats erwartet, weil sonst die erklärten Feinde der beschworenen Verfassung und die geieglichen Organe des Nationalwillens neben­einander fien müßten, was ein Widerspruch wäre. E83 fragt sich nun, was die Regentschaft auf Diese neue Des­monstration thun wird? Der Gehorsam, auf den sie rechnen darf, wird jedenfalls ein sehr bedingter sein. Durch die Beschränkung der Zahl der Zuntas hat sie bereits sehr angestoßen. Ohne die nöthige Negierungsf­einheit zu erzielen, hat sie dadurch nur viele ihrer Anhänger beleidigt. Sie wird bald einsehen, daß halbe Mairegeln nichts taugen: entweder muß sie die Suntad fammt und sonders auflösen, oder auf alle Machtübung verzichten. Am 11. Oktob. wurden die Corted aufgelöst, und durch Decret von 14. ist die Versammlung der neuen Eorted auf den 19. März 1841 anberaumt. Die Suntad werden einstweilen bleiben, aber nur in den­­ Hauptstädten der Provinzen und zwar als Hilfsbes­­örden der Regierung. Alle übrigen haben sich, einer Bekanntmachung vom 20. Oft. zufolge, aufzulösen und dem Ministerium des Innern genaue Rechenschaftss­berichte einzufich­ten, über Alles, was sie gethan haben, über Geldverwendungen, Abregungen und Anstellungen, damit die Provincialregierung alles prüfen und wenn Unregelmäßigkeiten vorgefallen sind, Abhilfe geleistet werden kann. Großbritannien. «« Der M. Herald veröffentlicht eine Depetche Lord P­almerston’s an den englischen Gesandten, Lord Ponsonby in Konstantinopel, in Betreff der Abs­­egung Mehemed Ali’s mit dem Bemerken, diesen Actenftük aus Paris erhalten zu haben folgenden In­­haltes: »Mylord ! Nachdem Ihrer Maj. Regierung den Act, durc welchen der Sultan dem Mehemed Ali das Parchalit Aegypten genommen, sowie die Bezie­­hungen dieses Acted auf den jegigen Stand der schme­­benden Fragen und das Benehmen, das hiernach eins zu halten sein möchte, in Erwägung gezogen, hat sie die Repräsentanten Oesterreich, Preußens und Ruß­­lands am Hofe von St. James eingeladen, ihren res­­pectiven Negierungen vorzutragen, daß den Gründen, welche Em. Eicellenz Berichten zufolge den Sultan zu diesem Schritte bewogen, ohne Zweifel viele Stärke einwohnt, und daß, während einerseits diese Maßregel den Sultan seineswegs hindert, Mehemed Ali im Falle seiner schnellen Unterwerfung unter seinen Souverän wieder einzufegen, dieselbe andreifen­d als ein mächti­­ges Mittel moralischen Z­wangs auf Mehemed Ali wirfen mag, indem sie ihn muß einsehen lassen, daß, wenn der Streit zwischen ihm und seinem Souverän

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