Siebenbürger Wochenblatt, 1840 (Jahrgang 4, nr. 1-104)

1840-12-03 / nr. 97

— Derbenblatt. Kronstadt, den 3. Dezember 28420. Mit allergnädigster Bewilligung. . türkei. Berichten aus Konstantinopel vom A. Novem­­ber zufolge ward dem Sultan am 1. d.M. eine dritte Tochter, die den Namen Katma erhielt, geboren. S Kanonensalven verkündigten den Bewohnern der Haupt­­stadt dieses freudige Ereigniß, und am 3. d. M. bes gaben sich sämmtliche Groß­würdenträger zum Sultan, um Sr. Hoheit ihre Glüwünsche darzubringen. Syrien und Aegypten. Ueber die früheren Pläne Abrahim’s und die gegenwärtige Stärke seiner Armee äußerte sich der Augenzeuge, aus dessen Bericht wir die Daren im vorigen Delatte entlehnten, folgendermaßen: Es sei der Plan gewesen, in Anatolien mit 30.000 Mann egulärer Truppen und eben­so vielen Bafdit Buzuf, Hanedy und Beduinen einzufalten. Allein Mehemed Ali war über die Zeit des Beginnens nicht einig; er hoffte einerseits auf eine gütliche Lötung seiner An­­gelegenheit, andererseits besorgte er das­ Erscheinen der russischen Armee. Später wurden Verstärkungen aus Aegypten angekündigt. Al aber der Aufstand der Maroniten ausgebrochen war, mußte der Invaz­­ionsplan aufgegeben werden, um­­so mehr, als die anatolischen Känderchefs, mit denen Mehemed Ali in Verbindung getreten war, größtentheils entfernt, und durch neue Statthalter erregt worden waren. Zudem fehlte es an Geld, und die Bafchi Buzuf forderten drohend die Auszahlung der Notstände, auch zählte die Armee viele Kranke, wenig Aerzte, hatte beinahe keine Arzneimittel und eine nur sehr särgliche Defleivung. — Die reguläre Armee war noch zu An­­fang Februars­­ über 90.000 Mann stark; allein De­­sertion und Sterblichkeit haben sie so sehr geschwächt, daß nunmehr Fatimı zwei Drittel davon in Anschlag gebracht werden künnen. Seit der Landung der Ver­­bündeten bei Dschumieh haben sie mehr als 17.000 Mann verloren und eben so viele seien auf dem Punkte, beim weiteren Verlauf­ der Operationen sich zu­ jerz ftreuen. ES Ihrahim Pasha habe 1T’Regimenter Lavalle­­rie und 4 Regimenter Artillerie, dann 3 Regimenter Infanterie, welche dispomibel seien, und auf die er sich verfassen dürfe: allein diese würden nur in der Ebene verwendet werden künnen. Der Rest der Armee sei an bestimmte Punkte firirt, und fünne nicht von der Stelle rücken, ohne den Besis Syrienns zu gef­fährden. So künnen die 4000 Mann, welche die ars nifon von Acre, die 800, welche in Ascalon, und die 4000, welche um Saza, Jaffa und Catiffa liegen, nicht weggebracht werden, ohne die Sicherheit dieser Pläne zu compromittiren. — Die Garnisonen von Haleb, Homs und Hama sind nur 6000 Mann starf und von Ibrahim selbst für unzureichend ers­tannt. In Damaskus liegt nur ein Regiment Ars­tillerie und vier Kompagnien Baltadfcht, zwischen B­als bef und Zahle aber, bei Malafa, campirt nune mehr Ibrahim, hinter einem Graben, mit 6000 Mann und 7 Feinfuüden. Ein am 4. November Abends in Konstantinos pers eingetroffener Tatar hat der Regierung Depeschen des­ Statthalter von Diarbesir überbracht. Zes­feria Pascha meldet, daß von sechs Ägyptischen Mes gimentern, die in Dorfa fanden, vier (8 bis 10.000 Mann) Befehl erhalten hatten, zu Ibrahbim Pascha­ zu stoßen, daß sie aber unterwegs von den Anfarien angegriffen, und vergestalt zerstreut worden sind, daß nur 3000 Mann ihren Weg fortfegen konnten. D Vier bis fünfhundert Mann, die in Marafch waren, und sich gleichfalls in Marsch gefegt hatten, um Ibrahim’s Armee zu verstärken, haben ein gleiches Schiefal von Seiten der Kurden erfahren, von denen sie angegriffen und in Stüden gehauen worden sind. Zeferia Paskha ist sogleic mit den ottomanischen Truppen von Diarbesir nach den von den Negyptiern verlasse­­nen Positionen aufgebrochen, um sie in Befug zu nehmen. Briefe aud Damaskus melden, daß das Feds­chin und der Houran im vollen Aufstande sind, und daß die Drusen allenthalben die Waffen für die Sache des Sultans ergriffen haben. Ibrahim Pascha befindet sich fortwährend in Malakia, wie es scheint, in Erwartung der Truppen die­ er an sich ziehen wollte, und welche nun, den obi­­gen Berichten zufolge, nur.in sehr verminderter Zahl bei ihm eintreffen können: ·

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