Siebenbürger Wochenblatt, 1847 (Jahrgang 11, nr. 1-104)

1847-02-25 / nr. 16

Siebenbürger Wochenblatt. Fast allergnädigster Bewilligung, —>+ Kronstadt, 25. Februar ‚MDesterreichische Monarchie. Siebenbürgen. Landtagsnachrichten. 24. Sigung. (Fortf.) Der eine Maroscher Abog : Wenn wir unser Land be­­trachten­; sehen, wir in demselben nach Rang, Religion, Nation,­­Gewohnheit und Rechten verschie­dene Völker­­schaften, e8 erscheint und­ ein Volk, von welchem im Buch der Geschichte, geschrieben steht, daß es im Kami­pfe fürs Vaterland großes vollbradhyt hatz man sagt, e6 sei wegen seinen Thaten, womit­ e8 seine Borrechte er­­warb, werth über den andern zu fiehen. Es entsteht also von selbst die Frage, ob ein ungarischer Edelmann zw sein ein solcher Sohn des Verdienstes ist, welcher nicht bio8 zum Emporstreben der Mächtigen auf Rechnung der Armen mi­ßbraucht ‘werden kann ? Ich bitte auch diejenigen um etwas Geduld, melde meine Worte’ vor ihrem Entstehen schon verdammen, denn ich will’ fest nicht:vom gemeinen Bolfe, sondern vom Adel sprechen. Oft ist Schon­ angeführt worden, wie gut der Geburt­s­adel sei, welchen Muth der Schul Dieser Nechte im Kampfer fürs Vaterland gebe, welcher Sporn zur Va­­terlandgliebe das Beispiel unsrer Altvordern feiz, wie gefährlich »dagegen,­wo D dieser nicht bestehe und die Geld­­aristocratie­ herrsche, in vorzügliches Vorrecht unsres Adels ist die Steuerfreiheit; was die dermaligen drücen­­den Beschwerden versehlen sind, übergehe ich, und pres­se blos von seiner glänzenden Seite. "Es gab eine Zeit, wo eine solche Klaffe nothwendig war, welche frei von jedem Druck offen sprechen und auf dem Altar d­es Vaterlandes opfern konnte; mit einem Wort, es gab eine Zeit, wo es rühmlicher Beruf war, ungariscer Edelmann zu sein, wo ihm das Vaterland und das Va­­terland ihm alles war. “Die Zeiten vergingen und das öffentliche Interesse fiel dem Privatinteresse zum Opfer. Aus der starren männlichen Faust wurde die Waffe ges­rungen, womit er sein Vaterland schürte, mit gierigen Händen griff er nach dem Schaße, welchen das Vater­­land mit so unerschütterlichem Vertrauen in seine Hän­de legte. Ohme militärische,­­ohne materielle Kraft blieb das DBaterland; das Staatsschiff trieb verlassen zum verderblichen Strudel blos von rechtslosen Feigen Kriech­­ten befrügt. Er konnte er lange nicht bleiben. Viele halten die’­iedernahme der Steuer durch den Adel für e­ine Reformfrage der Gegenwart, an die wieder behaupten, sie sei vorzeitig. Diese Helden der adlichen Vorrechte haben vergessen, daß unsre Väter diese Frage bereits vor mehr als 130 Jahren entschieden haben, als im 5. 1718 der Grundtag ausgesprochen wurde, daß auch der Edelmann Steuern’ zahlen solle, pi beffer , daß ed gereht und’ nothwendig aus dem­ Vermögen des armen Einhängleredelmannes Steuer zu verlangen, un­­gerecht dagegen, den reichern und vornehmern Edelmann zur Steuer herabzuwürdigen. So wurde jenes Gefes gegeben, welches eigentlich bIo. die Gespannschaften be­­traf, aber auch auf eine solche Wolfschaffe ausgedehnt wurde, welche nach den Worten unsers Fürsten und des Gefeges ganz sachlich ft, welche nie hochstrebend war und­ auf ihrem beschränkten und unter sich gleichmäßig vertheilten Boden in Einfachheit ‘die Wohlthaten der Freiheit genoßt; und dies Volk ist die Szeffernation. Aber auch die militärische "Kraft hmand in den Händen des gemeinen Volkes, von der andern Seite wurde der Adel der Szefler anerkaun­t, man ging von der großartigen dee aus, daß der Edelmann zu Milit­­ärdiensten verpflichtet sei, den Szeflern wurde als Edel­­leuten für immer die Militärpflicht auferlegt, ohne Da­­zwischenfrift der Gefeggebung, und ein Militärspiten eingeführt fast mit völliger Untergrabung der bürgerli­­chen Gewalt. Da der edle Szefler, welcher unsre Na­­tionalgarde bildete, verfand er als besoldeter Militär an den gallizischen Gränzen, wie schön die ungarische ade­­lige Freiheit sei, wenn er aufs Kommandomwort marz­eire, wie schön es sei, Bürger eines constitutionellen Landes zu sein, und falls er erschoren wird, wie rühmt­lich es sei, fürs Vaterland zu sterben. In der Steflernation beginnt man allgemein zu glauben, daß der Landtag für seine Beschwerden theil­­nahmlos sei. Als das benachbarte Ungarn am Anfang eines unlängst abgehaltenen Landtags stand, rief ec mehre Monate hindurch: so lange unsre Mi­bürger Sclaven sind, haben wir nichts zu thun. Und auch ich sage: auf Steilerboden wird die Verfassung in Knechtschaft gehalten in den Fesseln des Militärsystems u. s. w. Präsident: ich fordre die Stände nochmals auf, sie mögen sich erst mit dem Gegenstand bekannt machen und

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