Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. Januar (Jahrgang 9, nr. 2446-2470)

1882-01-14 / nr. 2456

« Reduktion und Administrationk Heltauergasse 23. Erscheint mit gdusnaymedergponnsunt-Feier­­­tagein golch. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 Er., vierteljährig 2 fl. 50 Er., halbjährig 5 fl, ganzjährig 10 fl. ohne Auftellung ins Haus, mit Bustellung 1 fl., 3 fl., 6 fl., 12 fl. Abonnement mit Bostversendung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 Be ae 7 ML, ganzjährig 4 fl. Für das Ausland: vierteljährigsRM.oder 17Fres­,halbjährig ·18RM.oder 24Fres.,ganzjährig 7SRM.oder 48Fres. euren Unfrantirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt, Re 2456. —­­­Sjetrutsggygsththgt Steg Hermannsladt,Samstag,txt-Januar Der Nationalitätenkampf in der Literatur. *­ € 3 ist natürlic, daß selbst die Wissenschaft in aufgeregten Beiten mehr als ihrer Objektivität gut ist, von den Tagesströmungen beeinflußt wird. Ganz fremd ist und soll sie dem Leben nie sein. Dennoch it es nicht angezeigt, wissenschaftliche Werke in den Kampf der politischen P­ar­­­teien und Meinungen hineinzuziehen. Wo es Doch geschieht, ist es eben ein Beweis für den hohen Wellenschlag der aufgeregten Leidenscaft. Diese lebtere hat einen sonst ruhigen Gelehrten, den Kenner der ma­­­nyarischen Sprache, Dr. PB. Hunfalvy, auf den Plan treten offen, um einen Kampf mit Slavici auzzufechten, dessen Ursache das auch von ung (Nr. 2429 und 2432) besprochene Buch bildet: „Die Rumänen“, von Slavici. Soweit wissenschaftliche Streiter.­n in dem, in der „Ungar. Revue”, Dezemberheft 1881, veröffentlichten Auflag Hunfaloy’s: Die Ru­­­mänen in Siebenbürgen, erörtert werden, sei er hier außer Acht gelassen. Einiges andere daraus aber, auch ein Beitrag zum Nationalitäten­­­kampf in der Literatur, mag hier kurz berührt werden. Wir wollen dabei die Ausfälle gegen den deutschen P­rofesser G. vom Nath außer Acht Laien, der den Unwillen Hunfalvy’s erregt, weil er in seinen Vorträgen über Siebenbürgen einige warme Worte der Theilnahme den Rumänen widmet. Aber was soll man dazu sagen, wenn Hunfaloy schreibt: „Als endlich nach den französischen Kriegen der magyarische Geist wieder die Stimme erheben durfte, predigte er nicht sofort Gleichheit vor dem Gefäß? und machte er je einen Unterschied zwischen den Walachen und Nicht-Walachen? Zwar kann nicht geleugnet werden, daß alle Stimmen den ungarischen Staat als imagyarischen postulirten und postuliren mußten und ihn auch als solchen durch die Reformgefege von 1843 Fronftitwirten ; aber Herr Slavici und Herr vom Nath und die Führer der sächsischen Re­­­nitenten mögen uns Doch gefälligst sagen, was die Romänen und die Sachsen u. f. mw. gethan hätten, wenn sie historisch, statistisch und sod­ell daß ge­­­wesen wären, was die Magyaren sind.“ [ · »Daß doch solche Herren Professoren sich gar so unwissend stellend oder ihre Leser und Zuhörer für gar so unwissend halten«,müssen wir mitunfalvy’s Worten­,die er­ vom Rath entgegenhält,antworten! Esitinder T hat vorsichtig ausgedrückt,die Magyaren hätten­ sofort Gleichheit vor dem Gesetz gepredigt—­denn durchgeführt ist sie auch heute noch lange nicht.Hunfalvy kennt doch gewiß dier Gesetze,durch welche dem Adel das aktive und passive­ Wahlrecht ohne weiters gegeben wird, während ein Bürger und Bauer es nur erhält,indem er schwere Steuern zahlt­ ist das Gleichheit?Oder erkennt doch das Gesetz­ über die Gleichberechtigung der Nationalitäten«? Vor allem ist aber bezeichnend und kaum eines ruhig g­elehrten würdig,in einem Blatt,das wie die»Ungar.Renne«nach·ehrem Prt·­­­­gramm das Ausland aufklären will,so nebenbei von»fäch·­sische·nReni­­­tenten«zu sprechen.Wir wissen nicht,wennunfalvy damit meint,aber wohin wir unter dem sächsischen Volke blicken,»Renitente«,d.h Leute, die sich irgendeinem Gesetz widersetzen,sehen wir keine.·Oder sindetn·)·a auch die Gelehrtenkreise Ungarns dahingekommen,·daß sieden,der für sein angeborenes Volksthum kämpft und dasselbe nicht dem Stürme des magyarischen Chauvinismus zum Opfer bringen will,für­»renitent«er­­­klären?Es wäre eine grausame Illustration zu der»Pr­edigt«von der »Gleichheit vor dem Gesetz«.Und wenn Hunfalvy angesichts aller That­­­sachen,die heute von den Nichts Magyaren als eine Bedrückung empfunden werden,einfach fragt:was hätten die Romäne in Sachsen u.s.w.in der Lage jen er gethan—so ist doch damit das Verhalten der Magyaren nicht entschuldigt.« · · »Wohl«—fährt Hunfalvy fort­—»ist es sehr schwer,die Grenze des Staates zu sein braucht;jedoch bei ruhigem Gemüth kann sie­ gefunden werden«Gewiß!Nur wo finden wir gegenwärtig bei den Magyaren das»ruhige Gemü­th?«Hat doch selbst Hunfalvyes in jenem Aufsatz verloren.Sonst konnte er nicht schreiben:»Endlich dürfte Manchem es doch tadelhaft erscheinen daß der ungarische Staat für confessionelle Bil­­­dungszwecke der Rumänen nichts thut.Aber derselbe Staat thut auch nichts für confessionelle Bildungszwecke der Protestanten...«Zunächst thut derselbe Staat doch viel für katholische Bildungszwecke Vor allem aber:es kommt hier bei der Frage nach der staatlichen Schul-Unterstützu­ng nicht so sehr die Konfession,als die Nationalität in Betracht,ist doch die Konfession in Ungarn enge verknüpft mit der Nationalität.Warum sagt Hunfalvy nicht,daß der ungarische Staat blos magyarische Bildungs­­­zwecke fördere,deutsche.xfomänische keine?Es wäre freilich auch keine gute Illustration gewesen für die»Gleichheit vor dem Gesetz.«­­­Es läßt sich heute nicht mehr leugnen,daß in Ungarn nicht mit gleichem Maß gemessen wird,und solange im ungarischen Staat jene Rich­­­tung unter lautem Beifall ihr Wesen treibt,welche der nichtmagyarischen Bevölkerung ihre nationale Existenz mit allen Mitteln zu entwinden trachtet —solange wird selbst die»Un·qar.Revue«mit ihren vertuschenden Ar­­­tikeln nicht im Stande sein, die Welt eines Anderen zu belehren. Daß aber selbst Männer wie Hunfaloy sich zu Handlangern jenes Vertuschungsspgstiemes hergeben, statt ihr Ansehen zu gebrauchen, um vor diesem eingeschlagenen Wege zu warnen, muß man bedauern. Dadurch wird die entschuldigende Meinung hinfällig, al ob die Beiten der Ma­­­gyaren dem chauvinistischen Treiben fern stünden. Wer heute nicht laut und offen gegen dieseg auftritt, macht sich zum Mitschuldigen. ")Vergl.Nr.24:­37 und 2438 des»S.D.Tageblatt.« wi­­­eder die am 5. d. Mts. in Wien abgehaltenen gemein­samen Minister-Konferenzen, wird, in Bezug auf die Verhältnisse im Südosten der Monarchie, nun officidls geschrieben, Daß im Ganzen vor­­­läufig 8000 Mann in die Erivoscie und in die Herzegowina dislocirt werden. Was die Kosten anbetrifft, so fol, nachdem die Truppen bio8 Marschzulage erhalten und weder für Munition noch für die Ver­­­pflegung besonders große Ausgaben nothwendig erscheinen und andererseits die österreichisch-ungarische Regierung im Rahmen der inneren Verwaltungs­­­auflagen einen Theil der Kosten zu decken hat, verhältnißmäßig gering veranschlagt. Die Nothwendigkeit einen außerordentlichen Credit zu verlangen fie­­­eßt nicht vorliegen. Wenn größere Summen erforderlich wären, so würden die Regierungen sich sofort an die Delegationen wenden. Weiter wird übrigens auch gemeldet, daß für Bosnien ebenfalls eine Erhöhung des Truppenstandes gefordert werde, da dort in jüngster Zeit das Nauberunmeren wieder von sich reden mache. Der bekannte Erlaß des deutschen Kaisers vom 4. d. hat, wie wir bereits angedeutet haben, Diesseits der schwarz-gelben Grenzpfähle eine derartige Besprechung gefunden, daß selbst die liberale Berliner „National­­­u. Verwahrung dagegen einzulegen sich bemüffigt sieht, indem sie reicht : „Die tollen Capucinaden aber, welche einzelne Blätter fest über die deutschen Verhältnisse Loslaffen, Haben nur den Ze, den österreichischen Bürger und speciell den Wiener Philister über die Pfauenfühe des öster­­reichischen Konstitutionalismus wegzutäuschen. Deswegen kann man sich im S­nteresse des Liberalismus nicht entschieden genug gegen die sensationellen Uebertreibungen aussprechen.“ Man kommt zur Wahrnehmung, daß je gesättigter mit Semitismus Durch»­­nze , tränkt ein Rettungsblatt ist, desto umgeberdiger, um mit Heren v. Jiteczy zu zu finden zwischen dem, was des Staates sein muß und dem, was nicht­­­ reden, die „Gesetzesmacherei" auftritt. Interessant ist, wie sich Die „Rep. Franc." das Leiborgan Gambetta’3, zu dem erwähnten Erlaß stellt. „Man begreift, heißt es in dem bezeichneten Blatte, wie anstößig die in dem Erlaß vor­­­getragene Doctrin für Diejenigen sein muß, welche die politischen Dinge den nämlichen großstaunenden Augen von zuvor auf das Bett nieder. Die weiße Erscheinung war wie ein Märchen aus dem Nachtglanz des Zimmers verschwunden, nichts als eine schimmernde Goldwelle schwamm noch über dem plumpen Stopfliffen. Manchmal bewegte sie sich Leife wie Yin und her flutend und eine Stimme fragte unter ihr hervor: „Bist Du noch da Geerdt?" — „Sa,” antwortete er: — „Das ist gut dann fürchte ich mich nicht." — Aber bald wurden die Bauten zwischen den Fragen länger, das nach Alben ringende Gesicht hob sich unmilitärlich wieder höher unter der schweren Dede heraus, zwei wie weißes Birkengeäst schimmernde Händchen schlüpften herber, legten sich über, beim woldig flimmernden Scheitel zusam­men, und Adele v. Kronaug schlief. Es war, als sei eine Fee zur Nacht im Birkenhof eingeführt, so lag sie jegt ruhig atyınend da; ein Zauberwesen “anderer, überirdischer Art, das zum ersten Mal seinen Sternenglanz in die ärmliche, abgeschiedene Welt Gerhard Gebaur’s hineingeworfen. Auch er war todtmüde von dem endlos langen Tag, die Liber fielen ihm unter bleiernem Druck und doch mußten seine Augen umhergehen er wußte nicht wonach. Er sah die alten zerrisfenen Tapeten an der Wand, die Steine, Pflanzen zufecten in den Scherben und Holzsäften am Boden, und bei Allem trieb ihm eine Flut von Gedanken durch den Kopf, doch Alle gingen nur vorbei, hatten nicht Ziel und Inhalt, nach dem er suchte ohne zu wissen, was. Endlich besann er sic — das war's, die kleinen, fehlenden Scheiben in den Fenstern. Aus ihnen mußte die Nachtluft fahl über das Gesicht der Schläferin ziehen und schlaftrunten Fletterte Geerbt an dem Fenster hinauf und verstopfte folglich jede ver Yüden mit Papierblättern, die als Unterlagen der gesammelten Felpschäge verwendet gewesen. Dann blickte er noch eine Weile ins Mondplicht hinaus und ging schwanfend auf den Zehen zur Thür. Doc­­­h’ er diese erreicht hatte, murmelte er: „Sie würde sich fürchten, wenn sie aufwachte,­ und noch einen Augenblich zaudernd, fehrte er um und legte sich zu den Füßen des Bettes auf den harten Bretterboden. Das Schattengitternet des Fensters fiel über ihn und deckte ihn zu. Doch es war schon erste Meorgenfrühe des Hochsommertage, mit dessen Nöthe im Osten der Mond bereits kämpfen mußte, denn von einem Wipfel des Birkenwäldchens her schlug eine Amsel in langflötenden Tönen dem neuen Tag entgegen, — »·Ja, warum siehst Du mich denn so dumm an?«wiederholte sie nochmals, . Nun gab er stohend Antwort: „Ich — nein — mir war's nur, als wäre auf einmal eine Birke Hier im Mond aus dem Boden — bst Du — ?" Er hielt inne, eh’ er, nochmals anregeln, die Frage vollendete: „Bist Du — eine Prinzessin ?“­­­ Da lachte sie vergnügt:»Für Euch hier vielleicht aber in der Stadt bin ich’s leider nicht.Doch wenn ich groß geworden darf ich zu den Prinzessinnen an den Hof,und in Eurem Bett da werd’ich auch wohl wie eine Prinzessin schlafen,die auf Erbsen liegt.« Sie gähnte mit den allerliebsten,gemmenhaft geschnittenen Lippenrändern, Geerdt stotterte jetzt wieder:»Gute Nacht«und hob abermals die Hand nach der Thür.Doch im selben Moment kam ein dumpfschütternder Ton durch die Luft,daß die Kleine,den Arm nach dem Fortgehenden streckend, erschreckt ausstieß: «Was ist das?« Es war eine Locomotive,die drüben,von der Stadt herbeigerufen,kam, um die stehengebliebenen Wagen zu holen,und der Knabe erwiderte auf­­­horchend­,.Er muß ein Nachtzug zu ungewöhnlicher Zeit sein­—« Aber sie fiel ihm mit ängstlichem Ausdruck in’s Wort: »Die Eisenbahn?Rein,dann darfst Du nicht fort,ich kann sonst nicht schlafe,wenn ich d’randenke,und träume wieder von dem fürchter­­­lichen Schrecken,Du mußt bei mir bleiben Geerdt—­sbitte­—ich kann’s nichthören!« Sie hielt seine Hand fest,zog ihn dicht an das Bett nach sich­ warf sich in die swit hastigem Sprung hinein und vergrub ihr Gesicht vollständig Unterbreschwexer g ländlichen Federdecke.Geerdt stand und sah noch mit Jenige tote gu­mt und girrkicht Novelle von Wilhelm Jensen. (10.Fortsetzung.) « Prämumerationen und Inserate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauergasse No. 23, in Kronstadt die Buchhandlungen Heinrich Dresswandt, Heinrich Zeidner, Mediasch J. Hed­­­rich’s Erben, Schässburg Gebrüder Retzer, Buch­­­handlung, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch - Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broes Paul Battoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein & Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, Rotter , C., H. Schalek, Pest A. V. Goldberger, Daube & €, mern Frankfurt a.M. GI. Snfertionspreis : Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile koste beim einmaligen Einraden 7 ix., das zmweitemal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. 6. W. exklusive der Stempelgebühr von je 30 fr. IT IssB ‚ politische Hebersicht. Hermannstadt, 13. Sanıar. in Deutschland vom rein constitutionellen Standpunkte aus beurtheilen, sowie für die Oppositionsmänner, welche die Befugnisse des Reichstags zu erweitern trachten und sich dabei jene einer wahrhaft parlamentarischen Bersammlung zum Meister nehmen. Die Fortschrittsmänner werden sich ohne Zweifel fragen, wozu man sie überhaupt noch über die Reformen des ersten Bismarck zu Kathe zieht, wenn sie nur immer mit dem Sopfe nnden solen. E38 ist peinlich, aus einem schönen Traum aufgerüttelt und in die harte Wirklichkeit zurückverlegt zu werden; aber es ist darum nicht minder gewiß, daß der kaiserliche Exlaß, weit entfernt, wie man mit Unrecht behauptet hat, den Rechten der Abgeordneten des Reic­es zu nahe zu treten, nur die Rechte der kaiserlichen Gewalt D definiert, wie die Verfassung sie festgelegt hat.“ Auch in englischen Blättern, u. zw. von nicht geringer Bedeutung, wird über die Handlungs­weise des deutschen Staffers nicht in der beliebten schnellen Weise der Stab gebrochen. So meint der „Standard“, wenn er leidenschaftslos zu entdecken suche, was eigentlich der deutsche Kaiser an­­­strebe, so könne er dessen Erklärung vielleicht nicht so ganz unvernünftig finden, al dieselbe auf den ersten Blick erscheine. Erst neulich habe Mer. Bright behauptet, Daß all’ die Freiheit, die er wünsche, eine sei, die mit der Streiheit Anderer verträglich sei. Der bdeutsche Kaiser verlange genau dasselbe. Er verlange für die Krone, die ein integraler Theil der Ver­­­fassung sei und ihre eigenen deutlichen Rechte habe, jene Freiheit, sich in die Wahlen zu mischen, welche jeder Andere genieße. Die „Morning Bolt“ schreibt, wenn auch die Unhaltbarkeit der Idee des £. Rescriptes in Tausend Journalen Demonstrirt werde, so sei es ganz eben so gewiß, daß einige der Theorien von der Unfehlbarkeit des VVoltes, die von der Opposition vorgebracht werden dürften, weit davon entfernt seien, wirkliches Gewicht zu besigen. Ein Land duch den Willen des Volkes zu regieren sei in der That eine schöne Phrase und enthalte eine feine­­dee. Allein das dürfe nicht vergessen werden, daß in der Praxis einer guten Menge gemäßigter Liberaler der Wille des Volkes etwas schwierig zu fangen und noch schwieriger zu bewundern sei. Aus Wien wird den Berliner „politischen Nachrichten" geschrieben : „Der epochemachende Erlaß Ihres glorreichen Monarchen Hat hier in allen politischen Kreisen den tiefsten Eindruck gemacht, so verschieden auch derselbe seiner Natu­r nach selbstverständlic­­ht. Man fühlt ich bei uns in allen jenen Sreijen gehoben, die er ehrlich meinen mit den Heilsamen Fortschritten unserer unzweifelhaft großen Zeit, e8 ehrlich meinen m­it jenen freiheitlichen Institutionen, welche bestimmt sind, alle guten Geister, alle edle Kraft des Bolfes zum Dienste des Baterlandes zu entfeffeln und heranzuziehen, die e8 aber ebenso ehrlich meinen mit den Heiligthümern der Krone und diese nit zum Spielballe werden lassen wollen von Theorien, die unverläßlich und unberechenbar sind, wie die Fluthen des Meeres, die an die Stelle der großen Erwägungen den Ehrgeiz und die Leivenschaft an die Stelle der weit ausbildenden Fürsorge die Laune des Tages, an die Stelle des Alle und Alles umfassenden Staatsinteresses das einseitige, eng begrenzte P­artei= interesse, an die Stelle des Thrones, des festen Poles, Das wechselnde Programm zu fegen suchen. Oesterreich ist genau in der Lage Preußens. Dieselben beflagen zwerthen Ersyernungen, dieselbe schmerzliche Erfahrung, dasselbe hehre Pflichtgefühl, welche zu dem kaiserlichen Exlasse von 4. Januar führten, sie haben neulich unserem Monarchen die Worte abgepreit, welche er an die Triester richtete, als er über die factlcje Opposition Ihrer Abe­­geordneten Das a. 5. Mißfallen aussprach. 3 sind Dieselben unab­weis­­­lichen Not­wendigkeiten, welche in Berlin und Wien "dieselbe Strömung " erzeugen müssen.“ In deutschen Neid­etage, der, wie wir gestern telegraphisch ge­­­meldet haben, den Antrag Windthorst’s angenommen hat, sagte der Antragsteller zur Motivirung seines Antrages unter Anderem Folgendes : „Der unselige Bruderzwist in Deutschland w­üsste beseitigt werden. Gerade im Interesse der Konjolidirung Deutschlands sei der Antrag ein­­­gebracht, welcher die Mittel biete, um die Ausgleichung der Gegenjage an­­­„Hast Du sie auch gehört, Geerdt?” fragte Sivera, als sie am frühen Morgen kam, ihn zur Schule abzuholen. „So fang so schön, wie ich’s noch nie gehört, und ich kommte die ganze Not v’rum nicht schlafen, glaub’ ich. Ich seh’s Dir an, Du Hast’s auch nicht gethan; es ist noch immer das Nämliche bei uns, wie von jeher.“ Da als Livera­­um die Mittagsstunde aus der Schule dahergelaufen, tom, war es zum erstenmal, seitdem sie denken konnte, nicht das Nämliche wie sonst. Verwundert sah sie Die leere Rappelstraße hinunter, Geerot stand nicht wartend darin, sondern Lief schon drüben auf dem Landweg von Birkenhof zu. Sie rief, aber er hörte nicht und­ erit am Nachm­ittag suchte er sie bei der Großmutter auf, um ihr zu erzählen, was sich daheim bei ihm zugetragen. Der Arzt aus der Stadt war eingetroffen, hatte den OBer­­­legten untersucht und gefunden, daß derselbe einen Bruch des Oberschentels erlitten. Da er für solchen Fall alles Erforderliche im Borsus mit sich gebracht, hatte er dem Obersten einen Gripsverband angelegt, die strengste Ruhe anbefohlen, weil von einem Transport nicht die Rede sein könne, und, wenigstens von einem monatlangen, nothwendigen V­erbleiben im Birkenhof gesprochen. &o war die Meinung des Kranken gewesen, daß der Arzt seine Tochter wieder in die Stadt mit sich zurüdnehmen solle, allein der Doctor hatte, entgegnet, darin habe der Unglückkfall gewissermaßen einen glücklichen Kern enthalten, daß er das Kind ebenfalls zu einem längeren Aufenthalt in kräftigender Zündluft veranlasse, die der zarten Gesundheit des Mädchens jedenfalls außerordentlich zum Vortheile gereichen werde. So war auch das Bleiben Avele’s beschlossen worden, und zwar wiederum auf Rath des Arztes, ohne daß die englische Erzieherin oder sonst eine weibliche Beigab­e für sie herausgeholt wurde. Nur ein Diener sollte zur Pflege für Heren v. Cronaug kommen und auf einem Wagen bequemere Betteinrichtung, Streivungsgegen­­­stände und sonst etwa noch wünschenswerthe Annehmlichkeiten mit si­­­bringen, dann werde der Unfall ohne alle üblen Folgen verlaufen, vielmehr, wie der Doctor lächelnd hinzugefügt, durch Nötigung zu einfachster Lebensweise und Ruhe nur eine günstige Wirkung auf Vater und Tochter ausüben. Geerdt erzählte das Alles mit hastigem Eifer; als er zu Ende ge­­­langt, fragte Sivera: „Wußtest Du denn fon davon, als Du aus der Schule nach Hause gingst ?"

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