Katolikus főgimnázium, Temesvár, 1857

sie einerseits in ihrer Entwicklung gestört, andererseits zur Erhöhung ihrer Kraft und Energie aufgefordert werden. In der Regel ist jede Förderung der Seibstthätigkeit des Sinneswesens angenehm, jede Störung derselben unangenehm: jene wird vom Sinneswesen gerne ange­nommen, diese hingegen zurückgewiesen. Aus uieser Erklärung ergiebt sich, dass dem sinnlichen Gefühl eine Spannung der Selbstthätigkeit, den fremden Einwirkungen gegenüber, zu Grunde liegt, dass diese Spannung eine Förderung oder Hemmung zur Folge hat, und dass somit ein Gegensatz der Seeleri­­stinnnung, ein Wohlbehagen, oder Missbehagen, eine Lust oder Unlust zum Vorschein kommt. Das sinnliche Gefühl ist daher entweder angenehm oder unangenehm , je nachdem die äusseren Einwirkungen unsere Seelcnthätigkeit fördern oder hemmen. Im Allgemeinen heisst das angenehme Gefühl Lust, das unangenehme Unlust: jenes bezeichnet überhaupt ein Wohlbefinden, eine gute Stimmung, dieses ein Uebelbefinden, eine Verstimmung unserer Seele. Bemerkenswerth ist bei dieser Sache, dass das Unangenehme als Negation des Ange­nehmen bezeichnet wird : diese Bezeichnung ist treffend, denn unzweifelhaft treten die ange­nehmen und unangenehmen Gefühle im Gegensätze des Positiven und Negativen, als Förde­rung und Hemmung unserer Selbstthätigkeit hervor. So sind z. B. die angenehmen Gefühle der mässigen Sättigung, Erfrischung, Bewegung mit einer Steigerung unserer Selbstthätigkeit verbunden ; hingegen fühlt sich unsere Seele durch Hunger, Durst, Ueberladung, Unbeweg­lichkeit des Körpers in ihrer Bethätigung gehemmt. Da die einwirkenden Dinge wegen ihres Einflusses auf unsere Selbstthätigkeit immer einen Werth oder Unwerth für uns haben, so giebt es keine gleichgiltigen Einwirkungen, daher auch keine gleichgiltigen Gefühle, das heisst solche, die weder angenehm , noch unan­genehm sind. Was die gemischten Gefühle betrifft, bittere Freude, süsser Schmerz, da diesen eine Auffassung der Dinge von verschiedenen Standpunkten zu Grunde liegt, so gehen sie aus der menschlichen Denkthätigkeit hervor, worüber hier nicht füglich gesprochen werden kann. II. Wir haben gesehen, dass die sinnlichen Gefühle sich auf eine körperliche Reizung gründen ; diese Reizung kann entweder von innen, von einem innerlichen Zustande unseres Leibes, oder von aussen, von einer Einwirkung der ausserhalb des Leibes vorhan­denen Dinge bewirkt werden. Nach diesem zweifachen Ursprünge der körperlichen Erregung lassen sich die sinnlichen Gefühle in zwei Klassen eintheilen, wovon die eine zunächst die leiblichen Lebenszustände betrifft, die andere sich auf die äusseren Sinneseindrücke bezieht. Die Gefühle der ersten Klasse werden durch die in den inneren Organen des Leibes verbreiteten Nerven vermittelt. So entsteht durch den Reiz der Magennerven das Gefühl des

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