Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1842 (Jahrgang 3, nr. 1-102)
1842-04-22 / nr. 32
146 so häufigen Unruhen und Empörungen gegen das deutsche Regentenhaus ihre unverholen ausgesprochenen Sympathien für die rebellirenden Polen, die über Hals und Kopf herbeizuführen beabsichtigte Vereinigung beider protestantischen Kirchen, wie auch Siebenbürgens mit Ungarn , die in Pesth zu errichten beantragte protestantische Schule , den im Commando der — do< nicht blos aus Magyaren bestehenden ? — vaterländischen Kriegstruppen, bei den Militärbehörden und in den Schulen der größtentheils nichtmagyarischen Militärzöglinge , ja zum Erstaunen jedes vernünftigen Menschen , sogar in den kaiserlichen Erblanden sich geltend machen wollenden Magyarismus, die zu errichten in Borsichlag gebrachte magyarische Nationalgarde, und so viele andere nicht unbedenkliche, in öffentlicher Rede und Schrift sic kundgebende Zeichen der Neuzeit in planmäßigen Zusammenhang und Einklang mit jenem vorgeblichen Attentat zu bringen suchten ? Würden sie nicht, so lange keine unumstößlichen Beweise dieses ihnen angeschuldigten Attentates vorliegen, in gerechter Entrüstung die Slawen der gröbsten Verläumdung zeihen und auf Erhärtung ihrer Beschuldigung dringen ? ein Beweis dafür, daß es jedesmal eine unverantwortliche Uebereilung sei, aus einer bloßen Möglichkeit das wirkliche Vorhandensein einer Thatsache zu folgern. — Es läßt sich aber auch gar kein Grund auffinden, aus welchem eine unter der slavischen Bevölkerung Ungarns zu Gunsten Rußlands herrschende Gesinnung auch nur im entferntesten als wahrscheinlich angenommen werden könnte. Denn abgesehen davon, daß unter einigen slavischen Völkern von jeher eine tief wurzelnde und Zeuge der unlängst erlebten Zeitereignisse — noch nicht ganz erstorbne Abneigung gegeneinander geherrscht hat, haben die Slawen in Ungarn durch ihr bisheriges Betragen nie die geringste Ursache zu einem solchen Verdachte sich zu Schulden kommen lassen ; vielmehr haben die Kroaten zu jeder Zeit vor allen übrigen Völkerschaften Ungarns durch ihre unerschütterliche Treue und Anhänglichkeit an das geliebte österreichische Kaiserhaus sich ausgezeichnet. Da ferner die Verschmelzung mehrerer Völker nicht das Werk eines Augenblikes sein kann , sondern naturgemäß nur allmählig fortschreitet ; so würde durch die allgemeine Magyarisirung die Gefahr vor Rußland in langer Zeit noch nicht beseitigt, wohl aber eine Sympathie der gewaltsam unterdrückten Slawen für die sprachverwandten Russen geweckt und bis zur verderblichen Flamme gewährt, folglich die Gefahr, ‚der man entgehen zu wollen vorgibt, gerade herbei“geführt werden. — Gefeßt aber auch, die durchgängige Magyarisirung Ungarns und der damit verbundenen Nebenländer ließe sich, wie durch einen Zauberschlag, augenblicklich ausführen, so würde nichtsdestoweniger Ungarn mit allen seinen Appertinentien , „auch bei einer rein magyarischen Bevöllerung , dem nordischen Riesen allein keineswegs widerstehen können und der Ehre, Europa von Unterjochung gerettet zu haben , nie theilhaftig werden. Vielmehr können wir nicht umhin, zu bemerken, daß es in dieser Beziehung , wenn die Magyaren wirklich nur in Folge dieses allerdings hochherzigen Entschlusses , Europas Retter zu werden, die Magyarisirung ihrer Landesbrüder vornehmen , für sie selbst weit erfrieglicher und sicherer sei , ihr Land dem österreichischen Kaiserstaate auf das engste einzuverleiben und dadurch nicht nur an intensiver Kraft zu gewinnen, sondern auch mit dem mächtigen , hochgebildeten , im Herzen Europas wohnenden deutschen Volke in nähere Verbindung zu treten und mit Ablegung ihres in ihren Institutionen und ihrer Rechtspflege mitunter noch sehr stark hervorschillernden asiatischen Wesens nichye nur dem Namen, sondern auch der That nach Europäer zu werden. Nachdem also bei Vorenthaltung der Beweise angenommen werden muß, daß das wohl nur in den Reden und Schriften einiger verblendeten Magyaromanen spukende Gespenst des Panslavismus , so wie die Hinneigung der slavischen Bevölkerung Ungarns und Rußlands eine von den Erstern zur Beschönigung ihres wider Recht und Natur verstoßenden Verfahrens gegen ihre slavischen Brüder ersonnenes Mährchen sei, nachdem ferner erwiesen ist / daß Ungarn allein, auch bei einer rein magyarischen Bevölkerung, Europa gegen Rußland nicht zu schüßen vermöge , welches auch der radikalste und zuversichtigste Magyar selbst bei der ausschweifendsten Einbildungskraft, klar einsehen muß, vielmehr das mit Gewalt aufgedrungene Magyarenthum die geträumte Gefahr verwirklichen dürfte; so stellt sich auch die Falschheit der Behauptung , daß die Magyarisirung Ungarns und Siebenbürgens nothwendig sei , von selbst dar. Aber — erlauben wir uns nun, selbst die Frage aufzustellen — ist. die durchgängige Magyarisirung Ungarns und Siebenbürgens , sowohl in "Bezug auf die Magyaren selbst als auch auf die Regierung auch rathsam und nüßlich ? Die Beantwortung