Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1842 (Jahrgang 3, nr. 1-102)

1842-09-27 / nr. 76

322 VD x ME von den vier jungen Männern war keiner Alter als zwanzig Jahr , und“ sie­ verbanden mit" der­ Uns besonnenheit­ des jugendlichen Alters seine Anmaßung und ein Selbstvertrauen , welche auf den Rang, dem sie angehörten, basirt und durch die Masse des genossenen Weines noch bedeutend gesteigert waren. Es schien ihnen daher ein vortrefflicher Spaß zu sein , diese einfachen Bürgersleute mit ihrer Gesell­­schaft zu beehren und, ohne eingeladen zu sein, an der Lustbarkeit des Balles Theil zu nehmen. Kaum war der Gedanke ausgesprochen, als er auch schon ausgeführt wurde, sogleich bemühten sie sich, die Thür zu öffnen, und da dieselbe nicht von innen verriegelt war, gab sie bald nach. Geräuschlos traten sie fest in das Haus und mischten sie unter die Gäste des Ballzimmers, ohne daß jemand ihr Eintreten gewahr worden wäre. Das Fest galt der Hochzeit des Sohnes vom Hause, die Trauung hatte am Morgen stattgefunden. Zahlreiche Be­­kannte der Braut und des Bräutigams waren zu­­gegen, und da jeder von denselben die Erlaubniß hatte , einige Freunde zum Ball mitzubringen , so hielt man die vier Fremden, als man ihrer ansich­­tig wurde, für eingeführt; so ging Alles eine Zeit lang ganz vortrefflich. — „Meiner Treu ,­“ — sagte einer der jungen Edelleute zu einem andern — „diese Bürger schei­­nen mir die ehrsamsten Schwäger von der Welt zu sein.“ — „Ehrsam !“ — wiederholte sein Freund =­­„Du meinst groß. Höre nur wie sie mit­einander sprechen , und Du wirst glauben, in einer Ver­­sammlung von Bischöfen zu sein. Da hörst Du die Namen Monsieur de Rouen, Monsieur­­ de Beauvais und der Himmel vergebe mir! ich glaube, der Herr des Hauses wird Monsieur de Paris ge­­nannt!“ ; — 37,Sacristie! mon cher!“ — nahm der Andere das Wort :­ „sieh' einmal ihre Frauen an, was sie für spröde Mienen aufziehn! Sie erreichen in der That und schlagen die Augen nieder , so gut wie die Ingenices der Comedie Française! Wir wollen dem untersuchen , von welchem Ton sie ge­­formt sind und ob sie unsere Galanterie zu würdigen wissen.“ Während die beiden Freunde so ihre Bemer­­kungen über die sie umgebenden Personen mit all’ der Zügellosigkeit machten, welche jene Periode cha­­rakterisirt , war Einer ihrer Gefährten in seiner Un­­verschämtheit schon weiter gegangen , und hatte das bereits ausgeführt, was die Andern so eben zu thun beabsichtigten. Betroffen duch die Schönheit der jungen Braut, deren natürliche Anmuth noch durch ihr glänzendes Brautkleid und das stille Glück, wel­­<es aus ihren Blicken strahlte, gehoben wurde, hatte der junge Edelmann sich ihr genähert und sie zum Tanze aufgefordert, sie, nichts Schlimmes ahnend, war ihm willig gefolgt; als aber, während der Pause, ihr Tänzer kein Bedenken trug, sie mit den übertriebensten Complimenten zu überhäufen und ihr Erklärungen zu machen , deren Natur sich nicht verkennen ließ , so hatte endlich das eingeschüchterte Mädchen , welches bei einer ihm so neuen Sprache wechselsweise is­t und erblaßte , versucht, ihm zu entschlüpfen. r war rasch genug, Dies zu ver­­hindern ; kaum aber fühlte sie sich mit Gewalt an seiner Seite festgehalten, als sie vor Berger in eine Fluch von Thränen ausbrach und laut um Hülfe rief. Sogleich eilten ihr Gatte und Vater herbei, ergriffen den unbedachtsamen jungen Mann bei der Gurgel und hielten ihn, troß seiner Bemühungen, sich zu befreien, mit eisernen Händen fest. Die Er­­wirrung , welche dieser Vorfall herbeiführte, machte die Aufmerksamkeit der übrigen Eindringlinge rege, die , als sie bemerkten, daß ihr Freund angegriffen sei , schnell die Degen zogen, und von denselben Gebrauch gemacht haben würden, wenn sie nicht von der übrigen Gesellschaft sogleich überwältigt und entwaffnet worden wären. Der Herr des Hau­­ses fragte nun mit all’ der Erbitterung , welche ein solches Betragen nothwendig hervorrufen mußte, was sie bewogen hätte, auf solche Weise die Freude der Gesellschaft, zu der man sie eingeladen, zu stören , wie groß war aber sein Erstaunen , als er von ihnen selbst erfuhr, daß sie uneingeladen sich unter die Zahl der Gäste gemischt hätten und mit seinem der Anwesenden bekannt wären! Da dies eine Beleidigung , «nicht allein für den Hausherren, sondern für jeden Einzelnen der Gäste zu sein schien so war der jüngere Theil derselben schon bereit, eine solche Frechheit des Benehmens gebührend zu bestrafen. Die Schuldigen hielten es jedoc, um der wohlverdienten Züchtigung zu entgehen, für rathsam , sich zu erkennen zu geben, und nun erfuhr man, daß sie den ersten Familien angehörten. Einer von ihnen war der Herzog von Crillon , ein Anderer der Marquis de la Fare, der aber , welcher die Gesellschaft am meisten beleidigt hatte , war der Graf de Sally Tollendal. Fortsetung folgt.) ;

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