Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1842 (Jahrgang 3, nr. 1-102)

1842-11-08 / nr. 88

Dritter * Sr Nr. 88, Jahrgang Wie gehts euch holdes al König. Ophelia. Gottes Lohn ! recht gut, war eines Bäckers Tochter. Sie sagen , die Eule Ah Herr! wir wissen wohl , was wir sind, aber nicht, was wir werden PRANSSLIVANER, Beiblatt zum Siebenbürger Boten­ können. Hamlet Act 4...Sc. 4. Das Irrenhaus zu Palermo. Die Casa dei Matti steht nicht blos in Sizilien und Italien , sondern auch im ganzen übrigen Eu­­ropa in sehr hohem Rufe. Ein vornehmer Sici­­lianer, der mehre Anstalten dieser Art besucht hatte, beschloß, empört über die Art und Weise , in wel­­cher die unglücklichen Kranken darin behandelt­ wer­­den , seinen Palast, sein Vermögen und sein Leben der Herstellung der Irren zu widmen. Manche Leute behaupten zwar der Baron Pifani sei eben so wohl ein Narr, als die andern­e, aber seine Narr­­heit war denn doch mindestens eine erhabene. Der Baron Pisani war reich, er hatte eine prächtige Billa und war kaum fünf­und­dreißig Jahr alt ; allein er brachte seine Jugend , seinen Palast, sein Vermögen zum Opfer. Sein Leben wurde das Leben eines Krankenmwärters ; seinen Palast hatte er mit einer Wohnung von vier oder fünf Zimmern verkauscht , und von seinem gesammten Vermögen hatte er sich nur 6000 Livres Renten reservirt. Er selber hatte es übernommen , uns seine An­­stalt zu zeigen, und dazu einen Sonntag, als einen Festtag der Administrirten , bestimmt. Wir kamen zu einem Hause von sehr schönem Reußern, welches nur das Eigenthümliche hatte , daß alle seine Fen­­ster vergittert waren; um das zu bemerken , mußte man jedoch erst aufmerksam darauf gemacht worden sein, indem die Vergitterung so gearbeitet und be­­malt war , daß ein Theil Weinranken voller Trau­­ben, ein anderer ein Gewinde von Convolvulen mit großen Blättern und blauen Glocken darstellte, und zwar so täuschend , daß man sich nur durch's Ge­­fühl überzeugen konnte, es walte hier Kunst ob und nicht Natur. Die Thür wurde uns du­f einen Aufseher in gewöhnlicher Kleidung geöffnet, der statt eines Stockes und eines Schlüsselbundes, der gewöhnlichen Attribute eines Jarrenwärters, an der Seite ein Bouquet und in der Hand eine Flöte­ trug. Der Baron Pisani fragte ihn beim Eintritt, wie die Sachen ständen, und er antwortete: Ganz gut. Das erste Individuum , dem wir in dem Kor­­ridor begegneten, war eine­­ Art Tagelöhner , der eine Tracht Holz trug , so wie derselbe den Herrn Pisani erblickte, ging er auf ihn zu , legte seine Last nieder , nahm lächelnd seine Hand und küßte sie. Auf die Frage des Barons , warum er sich nicht mit den Anderen im Garten amüsste , erwiderte er, er habe geglaubt, daß, da der Winter im Anzuge sei, die Zeit bewußt werden müsse, um die Feuerung von dem Boden nach dem Keller zu schaffen. Der Waron belebte ihn dieserhalb , und da hockte der Mann sein Holz wieder auf und trug es weiter. Es war dies aber einer der reichsten Gutsherrn von Castelveterano , der, da er sich nie zu beschäf­­tigen gewußt, in eine Art Spleen verfallen und dann völlig verrückt geworden war. Nun dem Ba­­ron Pisani zugeführt, sagte dieser zu ihm,­ es habe sich ausgewiesen , daß er nicht derjenige sei, für­­ den man ihn bis dahin gehalten habe , daß er demzu­­folge sich künftighin seinen Lebensunterhalt selber, durch Arbeit verdienen müsse. Der Irre kehrte sich an diese Rede nicht sondern wartete mit verschränk­­ten Armen die Zeit ab, wo ihm seine Diener das Mittagsmahl zu bringen gewohnt waren. Aber die ehe

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