Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1843 (Jahrgang 4, nr. 2-100)

1843-06-30 / nr. 51

Vierter Hermannstadt, den 30. Juni. 1843. KN iar Nr. 51. TRANSSILVANIA. Beiblatt zum Siebenbürger Boten. Wie mit­­ dem Stab des Götterboten Beherrscht er das bewegte Herz : Er taucht es in das Reich der Todten, Er hebt­ es staunend himmelwärts, Und wiegt es zwischen „Ernst und Spiele Auf schwanker Leiter der Gefühle. Sciller. Neueste französische und englische Stimmen " über Karl Filtsch. Wir geben unsern Lesern in freier Ueberseßung eine Reihe von Auszügen aus französischen und eng­­lischen Zeitschriften über diesen ausgezeichneten Vir­­tuosen , dessen Ruhm immer mehr ein europäischer wird, und von uns ohne Unbilligkeit gegen den eige­­nen Landsmann unmöglich mit fairem Stillzweigen übergangen werden darf. ‚Einer von den Meistern — so schreibt das Pa­­riser Journal: L’Opera ou la revue du grand monde — dessen Namen auf unserm Banner ger­schrieben steht, der ausgezeichnete Verfasser von Con­suelo , machte in unsrer Gegenwart vor einigen Ta­­gen eine jener Reflexionen, welche, wie jedes Wort, welches aus der tonreichen Brust von Georg Sand*­­tommt, lange Zeit in dem Ohre fortklingen . Ver­­anlassung gab ein Gespräch über Cherubini, Mozart und Händel und über berühmte Kinder. Jede Nas­surerscheinung , welche ein Räthsel in sich schließe , — spray ©. ©. — sei in ihren Augen von gro­­ßer Bedeutung. Es scheine ihr, daß darin ein Licht­­strahl liege, welcher die musikalische“ Begeisterung an göttliche“ Offenbarungen anreihe, und daß unter allen Künsten die Tonkunst eine angeborne sei. Wie anders könne man sich sonst diese überraschenden Lei­­stungen ohne Ermüdung, ohne Anstrengung, ähnlich einem Geschenk ,­ welches von den Lippen einer Fee Peraults fällt, erklären, wie es begreifen, daß die schwachen Organe eines Kindes gegen die finstere und 2) Die bekannte französische Schriftstellerin Madame Dudevant, hafenreiche Wissenschaft des Contrapunctes ankämpfen und die ungeheuersten mechanismen Schwierigkeiten bewältigen können ? Da steckt das Geheimniß , da sehen wir uns genöthigt an die Gegenwart Apolls oder der h. Cäcilia, an den Beistand der Muse Eu­­terpe oder des Königs David zu glauben. Und das Kind von 12 Jahren, Karl Filtst, wäre ganz da­­zu gemacht, auch die Ungläubigsten zu überzeugen. Auch er ist am Pianoforte nicht mehr ein Kind; ein Geist, der nicht der seinige sein kann , steigt in ihn herab und beseelt ihn. Diese zarten Händchen erhalten „­ man weiß nicht woher =­ eine Kraft, die weit über sein Alter geht, und die er nicht mehr “hat, sobald der göttliche Geist ihn verläßt, d. h. so­­bald er nicht mehr am Piano ist. Seine IIntelli­­genz ist staunenswerth, und gewiß würde ein Mensch von gewöhnlicher Organisation diese armseligen 12 Jahre benöt­igen, um zu dieser vollendeten Origina­­lität, und zu diesem tiefen, innigen und zarten Ge­­fühle zu gelangen, wodurch Karl Filtsch sich auszeichnet. Die Verfasserin bemerkt dann, daß Filtsch bei­­nahe unter demselben Meridian mit Haydn, Mozart u. s. w. geboren sei, und daß bei der geringen Ent­­fernung der Weichsel von der Donau der Pohle Cho­­pin wohl auch mit Recht den großen lyrischen Na­­men Deutschlands beigezählt werden könne. Die Monographie dieses musikalischen Meridians , fährt sie fort, ist die Geschichte des jungen Filtsch. Lassen wir das Gesuchte und Spielende dieser Idee , um aus ihrer Beurtheilung des Concertes, welches Filtsch in den Salons von Erard gegeben, diejenige Stelle hervorzuheben, welche gleichmäßig den richtigen Ge- Jahrgang.

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