Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1846 (Jahrgang 7, nr. 1-104)

1846-01-13 / nr. 4

Nr. 4. Siebenter, Hermannstadt am 13. Januar. Jahrgang. 1846. TRANSSILVTANIA. Beiblatt zum Siebenbürger Boten. Kirchliches. Eine der­ betrübensten Erscheinungen in unserem Nationalleben ist­ das­ tiefe­ Gesunkensein des kirclichen Sinnes, welches unter allen Klassen unseres Volkes wahr­­nehmbar ist. Ic gehöre zwar nicht zu denjenigen, deren kirchliches und religiöses Leben, Kirche und Religion gleich­­bedeutend ist; ich weiß es und gebe es zu, daß seine durchgebildete, selbstständige Geister unabhängig von den äußern Formen der Kirche zu einem hohen religiösen Le­­ben durchdringen und in demselben verharren können, des­­sen ungeachtet wird „es, „Niemand, in­ Abrede zu stellen wagen, daß sowohl bei den Massen des Volkes als­ auch bei der überwiegenden Mehrheitz einzelner selbst wissenschaft­­lich gebildeter Individuen der innere, geistige religiöse Sinn, den mehr äußerlichen Kirchlichen gleichsam zur Fo­­lie haben muß, jener in­­ diesem “seine­ Entstehung und fortlaufende Entwickelung und seine Nahrung findet. Die innerste und­ geistige Religion des Herzens ist zwar­­ aller­­dings der Kern; dieser Kern kann aber bei den bei wei­­tem größten Theile der Menschheit nicht anders als in dem äußern kirchlichen Leben, gleichsam der Schule jenes geistigen­ Kerns, in die Erscheinung treten. Wenn „man von dem­ kirchlichen­­ Sinne und Leben des Individuums auf sein religiöses schließet und­ bei der Innigkeit “oder dem Mangel jenes die Innigkeit angenommen daß diese nicht erheuchelt ist, oder den Mangel dieses vorausfegt so wird man unter tausend Fällen kaum ein einzigesmal einen Fehl­­schluß ziehn. — Dieses it unter allen Völkern und zu allen Zeiten eine anerkannte Wahrheit gewesen , und war es auch „unter unsern thatkräftigen Vorfahren. Dieser Herzensüberzeugung und diesem imnern unwiderstehlichen Drange folgten sie, als­ sie in den drangwelliten­­ Zeiten, während se mit der Errichtung von Burgen und­ Bastionen gegen die Feinde des cristlichen Glaubens und humaner Civilisation beschäftigt waren, die “herrlichen. Dome zu Herrmannstadt, Kronstadt, Mühlbach, Schäsburg , Vistritz und­ Mediath zur Ehre Gottes hoch über ihren eigenen­ Wohnungen­ aufthürmten, als sie durch reiche Vermächt­­nisse und Geschenke, an die, Kirchen den äußerlichen Got­­tesdienst, auch. mit ‚Äußerlicher Pracht umgaben; durc­h'frei­­willig dargebrachte Opfer die Diener des­ Evangeliums und der Tempel, über die «geistredtenden, und herzvertron­­nenden Sorgen der Nahrung verhoben und die Lehrer an Schulen, dieser „ersten­ Pflanzstätte, des kirchlichen und religiösen Lebens, reichlich mit­ Speisen, von ihrem eignen “ Tische und den unentbehrlichsten . Dingen: des thierischen­ und gesellschaftlichen Lebens bedachten. — Ja, so­ ist­ es gewesen — so ist es jegt schon lange, nicht mehr! Der schöne, großartige Dom,*­ den unsere­ Väter in schweren“ Zeiten­­ bauen konnten, lassen wir.4n, Zeiten" ‚des tiefsten 'Friedens zusammenstürzen, die ehemalige, Pracht des; äufer­­­lichen. Gottesdienstes, Zeuge dessen noch die, reichen, vor­­handenen, aus jenen alten Zeiten stammenden Meßge­­­wänder, die herrliche­ Orgel und­ vieles Verlorengegangne sind, ist zur Armseligkeit­ herabgesunken, die kunstvollen, in damaligen­ Zeiten so­­ theuern gemalten Glasfenster­ werden nicht mehr durch neue erregt, die­ kostbaren Tep­­­piche, welche die Gestühle der ehrenfesten Bürger, allent­­halben, bedeuten. vermodern .— neue, nehmen. schon längst nicht­ mehr die Stelle der abgegangenen ein; die­ herrliche; Stundenglo>e ist­ fast zum­ Verstummen verurtheilt, weil der Thurm in Trauer über diese­ kleine unkirchliche Zur sein Haupt geneigt hat, und keine Hand... sich rührt, das Schadhafte herzustellen. — Der Stadtpfarrer hat zwar in dem Sciffbruche der letztern Jahrhunderte noch durch "den­ Zehnten, (auch diesen nicht mehr, ungeschmälert), sein: Färgliches Auskommen gerettet, aber die reichen Einkünfte, sind, ©­­ie habe bei diesem Artikel vorzüglich Hermannstadt im Aus­­ge, da­mir die in den anderen Städten des Sachsenlandes nicht genau genug bekannt zu sprechen. Danke annehmen. Dahin einschlagende, der Wahrheit getreue Berichte­ wird die Redaktion dieses Blattes mit vielem um darüber entsprechenden Verhältnisse Br

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