Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1851-1852 (Jahrgang 12, nr. 1-22)

1852-02-25 / nr. 6

Untersuchung des Mythus von der wilden Jagd im Sachsenvolke. Die einleitenden Bemerkungen, welche ih derselben vorausgefehict, wollen nur die Aufmerksamkeit vaterländischer Forscher auf die verschiedene Form, in welcher er anderwärts erscheint, lenken, und zu weitern Nachforschungen aufmuntern. Et die Bemerkung eines "deutsc­hen "Schriftstetters “richtig, "daß die Sage von der wilden Jagd überall wo Wald ist, am meisten gehafte 32), so haben wir schon deswegen anzunehmen, daß sie in einem Gebirgs- und Waldlande, wie Siebenbürgen, nicht fremd ge­­wesen sein könne. In dem Heimathslande der „Vorfahren war sie bekannt; in den Forsten des neuen Vaterlandes war hinlänglicher Raum «für Wodans jagendes Heer; und wenn der Aufruhr­­ nächtli­­cher Gewitter doch sie dahin­­schmetterte und brauste, sa fand die Einbildungskraft darin Nahrung genug für altherkömmliche Vorstel­­lung und Erklärung. Einer spätern Zeit war das Verdienst vorbehalten diesem Spuk durch Ausrottung der Wälder ein Ende­ zu­­ machen, und eine Wald­­wirthschaft gewähren zu lassen, welche uns den hohen­ Werth seines geheizten Zimmers in entsprechenden Zahlen­­­ausdrücken lehrt, künfti­­ge Etymologen aber bei Erklärung der Namen von Siebenbürgen, welche alle auf Waldungen hinweisen, in die Verlegenheit des be­­kannten römischen Wortkünstlers fegen wird, welcher ]ucus von non lucendo ableitete. Wenn wir über die Wälder erst ganz hinaus und „hinüber sin­d, dann wird uns der tiefere Sinn des Wortes Transsilvania erst recht einleuchten. “ Wie Überall, wo uns die Tage von dem „wüthenden Heer be­­­­gegnet, die Lebensverhältnisse der Landesbevölkerung Einfluß auf die Gestaltung derselben geübt haben, so ist dieses auch in unserem Sau­­fenlande geschehen. Jene unsinnigen Jagdgesche, welche die­­ göttliche Ordnung um­­kehrend die Thiere "des Feldes zum Herrn über Ufer und Saat, den fleißigen­­ Zwergmann aber zum Knete des Wildes machten, sind unsern Institutionen fremd „geblieben. Dagegen aber­­ ist das­ Sachsenland Jahrhunderte lang der Schlauplag­­ blutiger­ Kriege gewesen. Kumanen und­ Mongolen eröffnen die lange Reihe von Heereszügen. “Türken und Tartaren fegen sie fort, und damit dem Wirrsal seine Ergänzung nicht fehle, entrolle uns die Geschichte des­ Landes unter einheimischen Für­­sten ein trauriges «Bild­­ erbitterter Türkenkriege und Parteikämpfe. Und­ so begegnet uns­­ denn auch die Sage von der wilden­ Jagd und "den wilden Jägern vin ‚den Jahrbüchern der­ Sachsengeschichte wohl fwertih irgendwo. Unmöglich können wir aber daran­ zwei­­feln, daß die Berichte von Luftkriegen, an welchen­­ unsere Chronisten so reich sind, nichts «anderes sind, als eine lokale­ Auffassung des My­­thus vom nächtlichen Jagd- und Kriegeszuge der­­ altgermanischen Götter. Erlauben Sie mir «aus der langen Reihe dieser Erzählungen nur einige wenige «aufzuführen.­­ Anno 1608.­­2 Februarii, mel=­det in »anonymer «Chronist, magnum­­ ostentum visum in coelo instar 4urmarum exercitis, aliis ‚alios insequentibus. Deut­­­ licher noch ist die Meldung desselben -Eproniften: 1609. 29. Oc­­tobris 'mox post erepusculum vespertinum terribile in coelo ostentum visum, Species sarmatorum inter se pugnantium, armorum fragor, bombardarum strepitus, sonitus tympano­­rum non longe sab--urbe Segesvar. 33). Als Vorboten­ furchtbarer­­ Ereignisse deuteten sich unsere Altvor­­dern "diese «Erscheinungen; «als­­ Begleiter derselben dieneten sie dazu, die Angst zu steigern. Es sollte mich sehr wundern, wenn die Chronik der Jahre 1848 und 4349 nicht ähnliche Visionen­­ von Lunftkriegen»zu erzählen fände. Was wir in der­­ unheils<wangern ‚Zeit erlebt haben, das überraschte uns nicht, wie ein­­ Blibstrahl, welcher vom heitern „Himmel fällt. Vor­­bereitet und vorgeähnt, "waren jene Erlebnisse "in ihrer­­ allmähligen­ Ent- im "Sachsenlande “angenommen hat; so “ist=es doch nicht zu gewagt =anzu­nehmen, daß der Götter Würgengel erzählt, wie der großen Pest vom Jahre 4554 „viele phantastische Gespenster der uralten Dichtung (dissecta membra poetae) lesen, in­­ den Spinnstuben erzählt — sei es nicht, gerathen zu spinnen; ‚denn es kamn­­sich den Hintern an der Kanzel. An und für sich so an der Rolle. Eber in den "Sagen von der wilden Jagd eine sehr wichtige. "Eber es besonders, mit Weihnachten beginnen, und mit dem Drei­­königsfeste, das sogenannte große Neujahr 36­ endigen , fällt­ der Umzug Arbeit entheiligt ! In der­­ Christnacht hält Eber­ seinen Umzug ; "man daß alles AWergeräthe unter “Dach rund Fa ist, in andern‘ Frau "Holla, Frau Hatte, Frau!" Fri­ige­­ihrem Umzuge die 'Spinnstuben, und verunreinigt “den den Eber 'mit diesem schmugigen "Geschäfte " beauftragt, und „ ‚ widelung Charakter Klärungen ten Glieder fammen zu Wir der Götter dürfen uns Deutschlands­ehe“ u. Haus 38); lingsthier, Höhe einzelte dem entwirft Mythus konnte hen, thende tus „der Flachs nannt Flachs. Wocken, des me Ge das der ganz zu steigern, geeignet die derjenigen. Göttinnen, das ungewöhnliche wo Bestandtheile Christferkel, nach zu sie Reizbarkeit der Phantasie bis an nächtliche Kriegeszüge mythischen Wesen gehört, welche Arbeit „mit dem Beginn jener sein. Fleißig untersucht Hundebellen, an des­­ Aberglaubens anknüpft. So begreiflich nun aber auch die Vorstellung einer wilden Jagd ganz fremd gewesen sei, furstbaren Dahinrauschen des anderer Zeit endlich, in der Luft. Bedenken wir auf dem Woden und Haspel 34.) Versuchen wir es einmal die sächsischen „gefürstet Volksglaubens erkennen. Am anführen, und. Weihnachtsabend festliche Zeit. „und niederländis<en alten Deutschen In Deutschland weder aber­­ sie ein wische und spielt sich die Form dem Volke dem zu jener die Lüfte Christferkel zu nehmen, Christfer­­Geburts­­dief Be­­an jede Naturerscheinung welche nicht den trägt, SPERONENdeN und ist, welche Wodans Heer unter andern der Chronist Miles welche uns die Dichtung von im sächlichen Volksleben verstreut keinen Augenblic­kesinnen -einfalzen für die Richtigkeit unserer «Ansicht muß die Sonnenwende, welche macht “es unbrauchbar IN. des Webestuhles — „Wod, Frau Gode,­­ Frau Gödsche, Mutter, God, wie­­ alte Frie­d ihr. Lieb, alltäglicher Gemeinheit neben dem Glauben seinem siebenbürgisten wird uns die Bedeutung die zwölf Tage, welche sonst trippelt "der “Eber vollendet­­ sein muß, so schüßer in­ der Spindel Wenn Sagen der Schilderung, der ,den der­­ auf dem Nachteulen wilden vor so rei* vorangegangen sei ; so erkennen wir daran Zug­hacker, welcher in keis auf feste der dem, Dert muß“ „in die „Herr ,Zahl den diese dem die Erlaubniß erhalten Christen Weihnachten, so 14 Tage lang Eberfleisch Ein weiteres­­ Moment „Zeit gesucht werden, Christi zusammenfällt, eine wird, Erde, zu Wie­der mit Wie­­s. == und Um und Feste “durch Pflügers Beer fich vorsehen, des mw. bei Frau in welcher­­ die Weihnachtsabend daß die­­ alte, von welchen darauf herum,­­und ,hoffrt sie entweder daß der Sage (Dietrich darf „bringt in Jägers solches Bruchstüc­kes zertrümmerten das­­ würdende Heer am Abend, auch“ kein einigen . Gegenden der» vom sind In Helljäger hatte, daran mit dem Kröten 35).­­war­­„und "in­­ unserm Sachsenländchen c­at ,in in — so jagt, auch in Theil, Erscheinung des „zieht Frigg, Eber ihr. „Zwölften "hier wie wir oben heiliges Christferkel ganz in+ mit das Thier­­ist, klar. die Zwölften, die Rede ist, eigener Person 'in anderes Zeiten heiligen durch wird und­­dem ein Er­­zu­­nicht in wü­­fo Zeit den ins Begräbniß plage, ängstliches Ge­­für Zug ver­­dem Naturkult . Ungeziefer _ wel» Holz» gese: d. i. »Wehe 32. Schwarß der heutige Volksglaube 21,­­ 33. Bol. unter andern auch Jos. Trausch Chronicon Fuchsio - Lupino- Oitardianum Cibin. 1847. S.­218. 264. STH siebenbürgischer Würgenget. 164. 167. u.­­ w. 34. Bol. die Schilderung bei Nork“ a. aD. 33. 35.. Scwarp .a. a. O. 24. 136. iso genannt, weilh mit­ diesem Tage „erst==die kennbare Zunahme, der Tageskänge beginnt.“Nork.« Festkalender» 45. '37."Deik­­ontederfächsliche Koseform für Dietrich. ‚Beer:­sfächs. Wiero.der Eber, '38. Kühn und“ 'Schwarh­­a a. OD; T12*ff:

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