Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1851-1852 (Jahrgang 12, nr. 1-22)

1852-02-25 / nr. 6

KETTPETT Ta 5 . AME urn er a EEE ER RENESRIERES Hermannstadt, am 25. Februar Vorlesungen Volkss­prache “Es der — In den Versammlungen des Hermannstädter Zweigvereins für siebenbürgische Landeskunde gehalten von 9.8. Schuller. (Zweite Vorlesung.) (Schluß.) Von seinem ursprünglichen Führer Wodan wurde dieser nächz­liche Jagdzug anfänglich Wurtunges Heer genannt. Als aber dieser in das Dunkel zurückgetreten und dadurch der Name selbst auch un­­verständlich geworden war, da wurde er durch das überall in der Sprache hervortretende Bestreben, dem Sinnlosen einen Sinn zu ge­­ben und es so fest zu halten, in den Namen des wüthenden Heeres entstellt. 26). Neben diesem ist es die Benennung der­ wilden Jagd, welche uns am häufigsten begegnet. 27) ist nicht uninteressant die Phasen, welce der Mythus er­­fahren und den umgestaltenden Einfluß cristlicher Ideen und socialer Verhältnisse darauf in flüchtigen Umrissen kennen zu lernen. Zunächst fließen die beiden oben erwähnten Götterumzü­ge in­­einander. Und so begegnen uns denn an der Spike der wilden Jagd neben Wodan die Göttinnen Frigg, Bertha, Holda oder Holla, oder Diana 28). " In weiter fortschreitender Entartung des Mythus von der nächt­­lichen Götterjagd begegnen wir einer Uebertragung cristlicher Ideen auf dieselbe. Wenn nach mönchischer Auffassung das ganze Heiden­­thum­ nichts anderes als ein Blendwerk der Hölle gewesen, so war es ganz folgerecht, die Anführung des wüthenden Heeres dem Erb­­feinde des Christenthums­ (infernalis venator) zu übertragen. 29­, 26. Grimm deutsche Mythologie 870. Wuotane und Wuotan waren Na­­men gleicher Bedeutung. Noch heute sagt der medienburgische Bauer, wenn er das Getöse dieser Lufterscheinung vernimmt: „Wode jaget.“. Bgl. auch Schwarß der heutige Volksglaube 18. 27. Schwarßh a. a. O. 9. Andere synonymen Ausbrüche sind das Nacht­ gestaid. oder Nachtgefeit u. dgl. Grimm 871. Kuhn und Scwarß a. a. O. 427. f. Der ewige Jäger Firmenich a. a. O. 1. 344. Weil, wie wir sehen werden, cristliche Anschauungsweise den Teufel zum Anführer des wüthenden Heeres machte, so heißt es in lateinischen Schriftstellern auch legio diabolica, Nork Mythologie 32. 28. Die alte Frigg jage mit ihren Hunden, sagt man in der Ukermark, Schwarz 6. Frigg ist bekanntlich Odins Gattin, Grimm­a, a. O. 248, und identisch mit: Frega. Höchst­wahrscheinlich ist auch Frau Gaude, Gode, oder Gorden, welche in der Ukermark die wilde Jagd führt nichts anderes als die Frau Wode, Gwoden, und erst später in eine Jägerin­­ verwandelt worden, welche bei Leben das sündliche Wort gesprochen, dürfe sie immerfort jagen, so wolle sie niemals in den Himmel hinein, und nun zur Strafe mit ihren 24 Töchtern, wovon 4 in Rosse, die ihren Wagen ziehen, 20 aber in Hüne dinnen verwandelt wurden, ewig jagen muß. -Schwarg 18­­49. Anders er­­Härt Nork Mythos, 244 Fru Gaue, Gode als Herr Gode, vom al­d. Fru Herr. 29. der tiuwel hat us gefant die geswarme und sin her, der tiuwel und sin her Zusammenhang mit in Gedichten des Mittelalters. Der der wilden Jagd wird nicht nur a. ©. 883,­ sondern auch dadurch bestätigt, daß durch den Beinamen in­­fernalis venator C in einer Meißnischen Volkssage Hans Jagenteufel Grimm a. er nach baierischem Aber­­glauben" das Holzweib"ein joggt, Grmm a. a. O. 872. Eben dahin gehört wohl der Name Hölljäger, welchen der wilde Jäger in vielen Gegenden Deutschlands führt, Schwarg a,­m O, 20 f. So verfolgt ja nach deutscher Der Inhalt der Auf der dritten Entwirfelungsstufe unseres Mythus begegnen wir derjenigen Umgestaltung desselben, welche auch andern Sagen nicht fremd ist, und welche Grimm nicht: unpassend mit dem Namen eines historischen Niederschlages der Mythe­ bezeichnet. Sage bleibt in seinem Wesen unberührt , es ändern sich­­ aber die Scenerien der Handlung und die Namen der handelnden Personen. Schwebte sie früher gleichsam über der Erde, so erhält sie nun eine Heimath , und an die Stelle mythischer Wesen treten nun geschichte­liche Personen, die aber selber wieder, sobald sie die Phantasie in ihre Kreise hineinzieht, dem festen Boden der Wirklichkeit entrückt werden, und allmählig in Nebelgestalten der Einbildungskraft überge­­­hen, deren wahrer Ursprung kaum noch an ihrem historischen Namen erkennbar ist. Sehr treffend bemerkt Schwarz, daß in dieser Weise die Mythologie dem Leben der Völker gleichsam­­ nachrücke, und­ sich so äußerlich erneuere, wodurch auch die ganze Sagenmasse immer einen neuen Anstrich bekomme. Jagd und Krieg sind wesentliche Atribute der alten Götter —­­kein Wunder daher, daß auch ihre Kringmänner in der dem wirkli­­chen Leben nachrücenden Mythe aus dem Kreise der Krieger und Jä­­ger genommen werden. Al­s eine Art von Apotheose mögen wir es ansehen, wenn der Ostgothenkönig Theodorich (der berühmte Dietrich von Bern der deutschen Sage), Karl der Große, oder nach einer andern Version Karl V. bald als Theilnehmer, bald als Führer der wilden Jagd “erscheinen, und wenn der Brittenkönig Artus, der Där­nenkönig. „Waldemar zum wilden Jäger geworden­ ist. 30). In ähnli­­cher mythischer Verherrlichung sieht das Volk in einigen Gegenden Deutschlands die Feldherren Schlippenbach, Schulenburg, Sparr u. n. m. in dem nächtlichen Heer. 51). Eine ganz entgegengefegte Vorstellungsweise liegt der Verlegung berüchtigter Nimrode des Mittelalters in die wilde Jagd zum Grunde. Geängstigt dur den schweren Dru von Institutionen, welche seine Saaten den Verheerungen­­ des Wildes blosstellten, und ihm keine Hülfe dagegen gestatteten, fand das Landvolk jener barbarischen Zeit eine Art Trost in der Vorstellung, daß es gerade solche grausame Jagdherren seien, welche zur Strafe für ihren frevelnden Uebermuth nun verdammt sind, der Hölle verfallen, rastlos und ruhelos bis zum jüngsten Tage in finsterer Nacht jagend durch die Lüfte zu rauschen. Die Sonntagsjäger sind es zumal, welche diese Strafe erdulden, und so erscheint denn auch hier wieder altheidnischer Glaube in dem Rah­­men christlicher Dogmen. Nichts ist natürlicher, als daß in dieser Metamorphose die Sage von der wilden Jagd ganz zur Lokalsage­­wird. Ihre Personen sind Wesen, deren Wirksamkeit sich auf einen sehr engen Kreis erstreckt; in ihm der Gegenstand des Haßes und der Verwünschung, außer ihm ungenannt und ungenannt. Io übergehe die halbmythischen, halb geschichtlichen Personen, Hakelberg, Junker Märtens, Baiers u. s. w., welche auf diese Weise in die wilde Jagd verseßt worden sind, und wende mich nun zu der Te emia - j > auch f - Transsilvania, Beiblatt zum Siebenbürger Boten, über Volksglauben, u. f. w. lesen Volkssitten, und Siebenbürger Sachsen. wir Sage auch der wilde Jäger „seine Buhle“ oder seine Frau, die Frigg. Schwark «m O. 11 f. Scar­sinnig erinnert der Bf. bei diesen Sagen an den deuts­chen Namen „Wirtsbraut“, und an ähnliche griechische Sagen, nach welchen Apollo die Hetate, Boreas die Nymphe Oreithigia verfolget. In die Reihe der Uebertragungen der Mythen von dem wilden Jäger auf den Teufel gehört auch, daß der Überg­aube in einigen Gegenden Deutschlands die Frigg, welche, wie wir gesehen haben, mit zur wilden Jagd gehört, zur Großmutter des Teufels macht. Kuhn und Schwarß a. m. OD, 67, 30. Grimms Mythologie 888, 34, Kuhn und Schwarß a. a. D, 58, 75, 150.

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