Ungarische Jahrbücher 6. (Berlin-Leipzig, 1926)

1926 / Heft 1-2 - Szinnyei, J.: Die ungarische Akademie der Wissenschafen und die ungarische Sprachwissenschaft

Die Ungarische Akademie der Wissenschaften und die ungarische Sprachwissenschaft. Von Josef Szinnyei. Am 3. November 1825 ist die Ungarische Gelehrte Gesellschaft ins Stadium der Verwirklichung getreten, für die der feurige Sprach­forscher Nikolaus Révai so viel gekämpft hatte, indem er seine Ideen in Schrift und Druck verbreitete, hin und her reiste, um unter den einflußreichen und wohlhabenden Herren Mäzenaten und Spender zu suchen, indem er Gesuche an die Regierungsbehörden richtete und auch die gnädige Parteinahme des Herrschers selbst für sich erbat. Révai lag in erster Linie das Problem der Regelung und Ent­faltung der ungarischen Sprache am Herzen und das wäre auch die erste und hauptsächlichste Aufgabe seiner Gelehrten Gesellschaft gewesen. Er stand mit seinem Bestreben nicht allein; dieses lebte mitten im Geist seines Zeitalters und vererbte sich auch auf die fol­gende Generation. In jener denkwürdigen Zirkularsitzung vom 3. No­vember erklangen auch viele begeisterte Reden nicht nur über die Propagierung der ungarischen Sprache oder das Einsetzen in ihre Rechte, sondern auch über ihre Ausbildung, und Graf Stefan Széchenyi hat sein großes Nationalgeschenk im Interesse eines solchen Instituts aufgeboten, das ,,die ungarische Sprache entwickelt, das dabei mit­wirkt, unsere Landsleute zu Ungarn zu erziehen” (Jahrb. d. Ung, Akad. d. Wiss. I 48). Auch der Gesetzartikel 1827 XI spricht von einer Gelehrten Gesellschaft, d. i. einer ungarischen Akademie, die für die Ausbildung der heimischen Sprache aufzustellen ist, und in der Einleitung sagt er, daß die Sorge der Stände nicht nur auf die Verbreitung der heimischen Sprache, sondern auf die Ausbildung in den Arten aller Wissenschaften und Künste gerichtet ist. Im Entwurf war ausgesprochen, daß der Ungarischen Gelehrten Gesellschaft kein anderes Ziel gesetzt ist, als daß durch ihre Tätigkeit in Ungarn die Wissenschaften und schönen Künste in der heimischen Sprache getrieben und andererseits die Sprache selbst durch diese Pflege Verschönerung, Erhabenheit und Erweiterung gewinne. Weiter- Ungarische Jahrbücher VI. X

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