Ungarische Revue 2. (Budapest, 1882)

1882 / 1. heft - Friedr. Pesty: Die Entstehung Croatiens, I-IV.

DIE ENTSTEHUNG CROATIENS. I. tttot die Kunst des Regierens darin besteht, Ereignisse Y Y vorauszusehen und demgemäss seine Handlungen einzu­richten, so kann diese unschätzbare Voraussicht doch nicht als eine unmittelbare Himmelsgabe angesehen werden, sondern hat ihre natürliche Begründung in einer grossen Summe von Erfah­rungen, aus welchen die leitenden Principien abstrahirt werden müssen. Für den Staatsmann ist die Geschichte die Schatzkammer aller Erfahrungen, und die genaueste Kenntniss der tatsächlichen Verhältnisse reicht nicht aus, um den Schaden auszugleichen, welcher durch die Vernachlässigung der Lehren der Geschichte entstand. Im Nachfolgenden wollen wir den Beweis hiezu liefern. Die Entstehung der Staaten hat immer ihre gewissen Vor­bedingungen, die sich in der Geschichte mit wenig Abwechslung wiederholen. Ein Nomadenvolk, vom Selbsterhaltungstrieb ge­führt zieht weiter, um neue Niederlassungen zu suchen, die viel­leicht bleibende werden; ein Eroberer, an der Spitze eines kräftigen Volkes, macht seine Ueberlegenlieit über corrumpirte Nachbar­völker geltend, und gründet neue Reiche; eine Nation im Voll­genuss geistiger und materieller Mittel empört sich gegen Druck und überlebte Institutionen: es will frei werden, und wagt daher das Aeusserste für das höchste menschliche Gut, für seine Freiheit. So entstehen Staaten, deren Bestand eine Berechtigung hat, weil sie die allgemeinen sittlichen Interessen der Menschheit fördern. Ungarische Kevue, 1882, I. Heft.1

Next